USA-Südwesten 2012

Gabi & Jürgen on Tour ...

Wild West

Apachenland!

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Foto: Echo Canyon Trail im Chiricahua NM, Arizona

Die Nacht ist um und sie war ok. Die „Landmark Logout Lodge“ hatte bei booking.com das Prädikat „fabelhaft“ erhalten. Nach unserer Auffassung war es ok, aber nicht mehr. Guter Standard eben. Was irritierte, waren die vielen Käfern die unmittelbar vor dem Zimmer und irgendwie auch überall präsent waren. Man könnte das Motel auch auf „Bugs Inn“ umtaufen. Nun muss man hier ja Immer mit allem Viehzeug rechnen: Schlangen, Skorpione, Taranteln und eben auch Insekten.

Gestern hatte ich beim Betreten des Zimmers das Gefühl, als sei mit was in die (kaum noch vorhandenen) Haare geflogen. Hatte ich aber nicht weiter beachtet. Großer Fehler! Beim späteren Reparieren der Türklinke hatte ich aber dann eine ziemlich unheimliche Begegnung mit einem faustgroßen (naja: Walnußgroß war mindestens &hellipWinking, fetten, pechschwarzen Käfer. Ich möchte nicht weiter darüber sprechen …

Was man dem Motel aber lassen muss: wirklich erstklassiges Frühstück! Hier dürfen wir uns aus der karte jeder 5 Komponenten kostenlos aussuchen: Kaffee, O-Saft, Toast, Rührei (riesiges Omlette) nehmen wir beide. Ich freue mich auf 2 Scheiben Bacon, Gabi hat wohlweißlich einen Pancake bestellt, obwohl ihr eigentlich 2 zuständen. Allein von 2 Pancakes kann man 3 Tage leben. Sie ist fast geplatzt.

Um 08:15 holen wir den noch fälligen Besuch auf dem gut belegten historischen Friedhof von Tombstone nach (immerhin hat der Ort seinen Namen nach dem Grabstein erhalten). Der Boothill Graveyard ist sehenswert. Schließlich liegen hier die Opfer der OK-Corral-Schießerei begraben. Das Leben in den 1880ern war bleihaltig und kurz. Viele Grabsteine tragen den Zusatz „legaly hanged“, „shot“, „murderd“, „killed by indians“ usw. Die tragischste Innschrift lautet: „Here lies George Johnson. Hanged by mistake 1882. He was right, we was wrong, but we strung him up and now he’s gone.“ Klingt heute witzig, tatsächlich liegt der arme Kerl aber hier begraben. Naja, muss man mal gesehen haben. Schaut mal nach den Fotos ...

Dann führt uns die Reise über den Mule Pass nach Bisbee, eine Stadt mit Kupferminenvergangenheit und schönen viktorianischen Häusern. Um diese Uhrzeit ist hier aber Hund begraben und so reisen wir wieder ab. Wir steuern nun das Chiricahua NM an, das wir gegen 12 Uhr nach Fahrt durch einsamste Landschaft erreichen. Chiricahua war ein Apache-Stamm, der hier gelebt hat und der Landschaft ihren Namen gab.

Nach dem üblichen Besuch im Visitor Center fahren wir den Bonita Canyon Drive bis zum Massai Point. Hier startete unsere erste Wanderung auf dem Massai Nature Trail. Gut für den ersten Überblick: überall gibt es skurrile Felsformationen zu sehen. Nun steht eine größere Wanderung auf dem Programm. Gut 2 Stunden wandern wir 5,5 km auf und ab auf dem sog. Echo Canyon Loop Trail. Sehr, sehr sehenswert - besonders gegen Ende im Bereich „Grotte“ kraxeln wir von einem spektakulären Ausblick zum nächsten. Bemerkenswert ist auch die sagenhafte Stille, die hier überall herrscht - wie in allen Nationalparks eigentlich. Auf den Trails: keine Autos, keine Geräusche - nur die Insekten, kleinen Tiere und wir. Überall huscht und raschelt es.

Auf dem Weg nach Lordsburg kürzen wir die Strecke um 35 Meilen ab - das spart uns 45 Minuten. Dafür müssen wir unser Auto aber über den unbefestigten Apache-Pass und am Fort Bowie vorbei steuern. Gabi hat den Bogen raus, hinter uns staubt es fürchterlich und wir kommen gut über den Pass. Auf der anderen Seite müssen wir nochmal heftig bremsen, denn 2 Kühe kreuzen die Piste.

Wieder auf der I-10, passieren wir nach einigen Meilen die Staatsgrenze nach New Mexico. Endlich fliegt auch mal ein kleiner Rollbusch über die Fahrbahn. Der war schon seit Tagen erwartet worden. In die Ghosttown Steins können wir nicht hinein, das ist inzwischen Privatgelände. Was wir von außen sehen, sind aber so demolierte Häuser, dass sich die Sache wahrscheinlich für alle Zeiten erledigt hat.

Unser Zimmer im Best Western in Lordburg ist erwartungsgemäß groß und sehr sauber und mit allem ausgestattet, was für für die wenigen Stunden benötigen. Hier müssen wir die Uhren umstellen, denn in New Mexico sind wir nur noch -8 Stunden von der MESZ entfern (bislang -9). Unser Auto hat gelitten: Ion den letzten Tagen haben tausende Insekten (insbesondere Grashüpfer und Schmetterlinge) den „Men-In-Black-Stunt“ an unserem Auto vollzogen. Die Front gleicht einem Insektenfriedhof, wie wir ihn noch nicht gesehen haben: Also: einmal an den Hochdruckreinger nebenan und Auto waschen. Dann im Supermarkt Obst und im Liquor-Store einen neuen Beutel Wein kaufen.

Nach der Riesenportien gestern Abend und dem Frühstück heute reicht uns heute Abend eine gemeinsame mittlere Pizza von „gegenüber“. Wir schmausen auf dem Zimmer und der Wein ist gut gekühlt. Das Zimmer für morgen haben wir gerade gebucht, es wird wieder spektakulär: die größte Gipswüste wartet auf uns!

Tagesetappe:
344 km
Übernachtung: Best Western Western Skis Inn, Lordsburg, NM

Wild, Wild West

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Foto: OK Carrol, Tombstone - Gabi und die Earps & Doc Holiday

Die Nacht war viel besser als die letzte, wir checken aus und fahren gegen 08:00 Uhr zur Mission San Xavier deal Bac, die südlich außerhalb von Tucson liegt. Das Gebäude ist wunderschön, innen wird gerade eine Messe gefeiert, wir kommen zum Vater unser rein und werden beim Friedensgruß gleich mit einbezogen.

Seit gestern überlegten wir, was wir denn heute noch unternehmen wollen - außer nach Tombstone zu fahren. Eine Überlegung war es, den Sabino Canyon zu besuchen, eine andere, auch noch den Saguaro NP East anzuschauen. Gestern hatte uns Art im Saguaro Desert Museum aber auch neugierig gemacht: beiläufig hatte er erwähnt, dass man auf „dem Berg dahinten“ das Kitt Peak Obervatory sehen kann, die weltweit größte Ansammlung von Riesenteleskopen. Also googeln wir ein wenig und machen uns schlau. Das Navi berechnet 75 Minuten und gut 80 km (für eine Strecke). Das ist der einzige Nachteil - es liegt so gar nicht auf unserer Strecke. Aber wann kommen wir schon nochmal hier hin? Und was sind 160 km auf diesen Straßen? Die Entscheidung ist gefallen - der Besuch auf den Kitt Peak stellt eine tolle Bereicherung unseres Programms dar.

Die ersten 60 km führen durch eine topfebene Landschaft, die letzen gut 20 km windet sich die Straße auf über 2.000 m zu den 23 Teleskopen hoch. Eine kurze Info im Visitor Center lässt uns auf eigene Faust zum 4-Meter-Telekop hochspazieren. Klingt nicht groß, ist es aber: es ist das größte hier oben und die 4 Meter beziehen sich auf den Spiegeldurchmesser. Das benachbarte Sonnenteleskop ist das größte auf der Welt, es ist über 200 Meter lang und tief unter die Erde gebaut. Muss man gesehen haben, um sich das vorstellen zu können. Um 11:30 Uhr schließen wir uns der Führung zum 2,1-Meter-Teleskop an. Die Gruppe ist mit 9 Leuten übersichtlich groß und Bill erklärt uns die Zusammenhänge zur Entstehung der Teleskopansammlung und zur Funktion der gigantischen Teile. Guckt mal hier bei Wikipedia …, da bekommt man einen ersten Eindruck!

Auf dem Rückweg nach Tucson werden wir von der border patrol kontrolliert, aber wir schmuggeln keine illegalen Mexikaner ein. Gegen 15 Uhr sind wir in Tombstone und beziehen unser Zimmer. Anschließend fahren wir in die Stadt und hier ist wirklich noch wilder Westen. Mehr geht nicht. Das Städtchen lebt den wilden Westen, man sieht hier nix anderes als historische Gebäude, Saloons und natürlich die entsprechend gekleideten Cowboys und Bardamen.

Wir schlendern umher, besichtigen das Courthouse, das so etwas wie ein Heimatmuseum ist (nur dass hier der Galgen im Garten steht und innen auch vieles recht rustikal daherkommt). Am OK Corral geht gerade eine der täglichen Aufführungen zu Ende, die am Originalschauplatz das oft verfilmte und historisch bedeutende Duell der Earp-Brüder und Doc Holliday mit dem Clanton-Clan und den MCLaurys nachspielen. 3 Tote waren damals zu beklagen und man geht hier mit den sog. „Gesetzeshütern“, die wohl etwas überzogen gehandelt haben, z.T. hart ins Gericht. Die Earps und Doc Holiday lassen sich aber dennoch mit Gabi ablichten. Etwas nett sind sie also doch …

Noch 30 Minuten streunen wir durch die Straßen, dann packt uns der Hunger und wir entern das „The Longhorn Restaurant“, welches uns im Motel empfohlen worden war. Zu Recht! Gabis „to tought to die“-Doppelburger ist sensationell, mein „full stack ribb“ unbeschreiblich zart. Das können sie hier wirklich! Wir platzen fast und schauen noch ganz kurz im Salon von „Big Note Kate“ rein, ein Souvenir kaufen. Da es nun dunkel ist, heben wir uns den historischen Friedhof für morgen auf …

Nun hat auch Gabi Lust auf ein Glas Wein, eine kurze Strecke ist aber noch zu fahren. Da wir nichts riskieren wollen, fährt sie nüchtern zurück und jetzt genießen wir den Tagesausklang. Der Tag morgen ist vorgeplant, das Motel gerade gebucht, und die meisten Hausaufgaben sind auch schon gemacht. Nur noch die Datensicherung … Bis bald!

Tagesetappe: 299 km
Übernachtung: Landmark Logout Lodge, Tombstone, AZ

Apache Mountains und Tucson

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Foto: Tucson Downtown, El Presidio Trail

14:15 Uhr in Tucson, Arizona: ich schreibe schon mal die erste Hälfte des heutigen Tagesberichts, dann habe ich heute Abend weniger zu tun.

In unserem schnuckeligen österreichischen Motel an der Route 66 haben wir in Blümchenbettwäsche prima geschlafen. Schnell sind die Koffer wieder zu, Routine stellt sich ein. Nun gehen wir rüber in die Lobby - es soll tatsächlich Frühstück geben. Andere Motels bieten morgens in der Regel gerade mal einen Kaffee und vielleicht einen Bagel oder ein paar Cornflakes an. In der Globetrotter Lodge ist richtig eingedeckt, Raumnummern stehen auf den Tischen und unter einem Poster der Kitzbühler Berge gibt es „richtiges“ Frühstück. Verschiedene Brötchen, Bagel und Toastbrot, 4 verschiedene Marmeladen, Schmierkäse, Cerealien, O-Saft, Tee und Kaffee satt. Super!

Anschließend kurz mit Vater & Mutter skypen, dann geht’s in den benachbarten Safeways kurz einkaufen. Neues Obst muss her und den Coffee to go sowie 2 Sandwiches für heute mittag nehmen wir auch gleich mit. An so einen Coffee to hat man übrigens lange Spaß: der halbe Liter zu 1,25 $ bleibt in den Bechern stundenlang heiß.

Um 08:00 Uhr rollen wir südwärts auf der AZ-#77, die uns durch die Apache Mountains bis nach Tucson führt. Die Fahrt durch die Berge ist atemberaubend: mal schnurgerade geradeaus, dann in nicht enden wollenden Serpentinen rauf und runter. Aber: nirgendwo ist Autofahren entspannter als hier. Cruise Control rein und rollen lassen. Die Kilometer fliegen nur so vorbei und das Reisetempo ist dennoch so angenehm, dass wirbelte viel von der Landschaft sehen. Eigentlich wollten wir auf den 380 km und veranschlagten knapp 5 Stunden 2 x wechseln - am Ende bin ich bis auf einige Foto- und einen Tankstop bei „Winkelman“ durch. Die Landschaft hat sich auf den letzten 150 km deutlich gewandelt: hier stehen die riesigen Saguaro-Kakteen wie bei und die Bäume am Straßenrand und in den Feldern.

Das Hotel in Tucson ist dank Navi schnell gefunden. Wie meist in den letzten Tagen haben wir es gestern Abend auf booking.com ausgesucht und gebucht. 2 Nächte für insgesamt 90,00 € - Superschnäppchenpreis. Das Zimmer nennt sich „Studio“, ist aber eigentlich eine komplette Wohnung: eine Küche (komplett eingerichtet mit Besteck und Geschirr, Herd, Spüle, großem Eis- und Kühlschrank, Kaffeemaschine, Toaster, Mixer etc. In die Mikrowelle passt ein ganzes Backblech. Wohnzimmer mit Sitzecke und Fernseher, dazwischen Esstisch mit 4 Barhockern. Schlafzimmer mit Kingsize-Bett und noch einem Fernseher, Badezimmer auf 2 Räume aufgeteilt mit Badewannenwhirlpool etc. und dazu ein kleiner Flur mit Safe. 2 große Klimaanlagen und Deckenventilatoren sogen für die nötige Kühlung. Sagenhaft! Und das Beste: hier bleiben wir 2 Tage. Die Lobby sah auch schon vielversprechend aus und der Pool draußen auch.

Nun machen wir eine kurze Pause, dann fahren wir nach Downtown, ins Visitor Center und die Stadt besichtigen.

Eins ist klar: Das Highlight von Downtown Tucson war die Dame im Visitor Center! Sie hat uns total freundlich beraten und viele Tipps für die nächsten 2 Tage gegeben. Immer wieder erstaunlich, mit welcher Begeisterung die Leute hier arbeiten - da könnte sich bei uns mache/r eine Scheibe von abschneiden.

Der El Presidio Trail ist 2,5 Meilen (also rd. 4 km) lang und hat leider - außer einigen schönen Plätzen und bunten Adobe-Häuserm - nicht viel zu bieten. Hinzu kommt, dass und er Innenstadt derzeit eine riesige Baustelle ist, die das Ganze nicht attraktiver macht. Auch der anschließende Tripp von 13 km quer durch die Stadt zum „Trail Dust Town“ lohnt sich nicht wirklich - es handelt sich hier um eine nachgebaute Weiterstadt mit allerhand Touristenrummel. Naja, immerhin kommen wir anschließend an unserem ersten Walmart vorbei - 24 Std. geöffnet und alles drin, was das Herz begehrt. Für uns insbesondere: „kleine“ Weinkanister von 3 Litern (heute morgen in Holbrook gab’s nur die 5-Liter-Variante (wir sind doch keine Säufer) und frische Salsa sowie Chickennuggets und -drumsticks. Letzte wärmen wir in unserer luxuriösen Küche nochmal auf und haben damit ein prima Abendessen. Feierabend!

Für morgen und übermorgen steht wieder viel Natur auf dem Programm1

Tagesetappe: 425 km
Übernachtung:
Varsity Clubs of America, Tucson, AZ

Hinweis

Tja, eigentlich müsst ihr nur die Einräge lesen. Aber es gibt auch einige Besonderheiten:

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Viel Spaß - alles erklärt sich eigentlich von selbst!