USA-Südwesten 2012

Gabi & Jürgen on Tour ...

Dirt Roads ...

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Foto: Cottonwood Canyon Road

Dirt Roads sind „dreckige Strassen“, hier sind aber eher „unbefestigte Straßen“ gemeint - kommt aber im Grund auf das Gleiche raus. Nachdem wir gestern so viel Zeit im Capitol Reef NP verbracht haben, konnten wir den ursprünglichen Plan, die „Hole in the Rock Road“ ein Stück abzufahren, nicht umsetzten - das ging gestern aber auch wetterbedingt gar nicht.

Die Nacht in den beiden Schlafzimmern war ganz gut und schnell sind am Morgen unsere Sachen gepackt. Wir skypen noch kurz mit Birgit, Johanna und Jürgen, die gleich unser Auto wieder aus der Werkstatt holen, denn das hatte ein Problem mit dem Bremslichtschalter. Schön, dass sich die drei so um unsere Belange zu hause kümmern! Gabi gibt den Zimmerschlüssel ab und der „Padre“ von gestern Abend versucht, ihr noch ein „Book Mormon“ auf Deutsch anzudrehen. Der Mensch ist echt anstrengend. Hat sie aber erfolgreich abgewimmelt.

An der Tanke gegenüber gibt es Coffee to go und wir fahren noch einmal ein paar Meilen nordwärts die UT-12 hinauf bis rechts die Hole in the Rock Road abbiegt. Dieser folgen wir rd. 13 Meilen bis zum „Devil’s Garden“. Es rappelt und rumpelt ganz schön - verflixte Querrillen. Gabi fährt zwischen 10 und 15 Meilen und wir werden kräftig durchgeschüttelt.

Der Devil’s Garden ist nur eine von ganz vielen Möglichkeiten an dieser „dirt road“ - auch hier könnte man Tage verbringen. Das Morgenlicht spielt sehr gut mit und wir klettern über eine Stunde in den irren Felsformationen herum. Der Metate Arch ist aber wohl nur bei Sonnenuntergang im rechten Licht. Macht nichts, wir haben riesigen Spaß. Außer uns turnt in diesem recht großen Gebiet derzeit nur noch ein anderes deutsches Paar (aus Hamburg) herum. Wir unterhalten uns sehr nett und geben einige Tipps für die weitere Tagesplanung - für die beiden geht es über Hanksville nach Moab.

Nun fahren wir die Hole in the Rock Road zurück und Gabi gibt diesmal so viel Gas, dass ich als Beifahrer so meine Zweifel bekomme, ob das ok ist. Komischerweise rappelt es bei 30-35 Meilen viel, viel weniger - und ihr macht die couragierte Fahrerei auch deutlich mehr Spaß - na bitte, so ist doch allen geholfen.

Bei Cannonville verlassen wir später die UT-12 und erkundigen uns im Visitor Center nach dem Zustand der Cottonwood Canyon Road (CCR), die uns nach Kanab bringen soll. Noch ist diese geschlossen, weil sie instand gesetzt wird - der Ranger meint aber, wir sollten es ruhig probieren - wenn das Schild inzwischen weg wäre, könnten wir fahren. Ansonsten empfiehlt es uns eine andere - parallel verlaufende - „dreckige“ Alternative.

Als wir den Anfang der CCR erreichen, ist das Schild weg und ich erkundige mich sicherheitshalber noch bei einem der Bauarbeiter, die am Straßenrand auf fetten Bulldozern sitzen. Daumen hoch: los geht’s. 46 Meilen auf und ab erwarten uns und Gabi baut ihre Fahrkünste aus. Nächstes Jahr nimmt sie an der Rallye Paris-Dakar teil. Sie heizt über die Piste, dass es nur so staubt. Respekt. Nun ja - als Fahrer hat man ja immer ein besseres Gefühl für das Handling - ich war für die Fotos zuständig. Die Straße war aber auch dermaßen gut in Schuß - danke an die Arbeiter!

Am Grosvenor Arch biegen wir ab, den nehmen wir kurz mit (2 Meilen Umweg) - ein wirklich gigantischer Felsbogen mit kleinem Bruder an seiner Seite. Die Landschaft wechselt immer wieder, nach ganz viel roten und gelben Felsen könnt am Ende eine Mondlandschaft. Viel schwarz und grau(-blau), z.T. fahren wir tatsächlich über offen liegende Kohlehügel. Super Strecke! Tolles Erlebnis!

Auf der UT-89 angekommen, wenden wir uns westwärts, halten aber schon nach wenigen Meilen an, weil wir rechts einige Autos sehen. Wir entdecken auf diese Weise den Trailhead zum Toadstool Trail - kannten wir bislang überhaupt nicht, sah aber gut aus (wir mögen die „red rocks&ldquoWinking. Ein junges deutsches Pärchen spricht uns an und wir „verkaufen“ ihnen die CCR für ihren Weg zum Bryce Canyon.

Dann starten wir den Trail und auch dieser hat sich sehr gelohnt. Die „Toadstools“ sind nämlich Hoodoos mit „Hut“ - schaut euch die Bilder an und ihr werden verstehen. Hauptattraktion nach rd. 1 Meile Wanderung ist ein wirklich sehr sehenswertes Exemplar dieser Gattung in rot. Die Gegend lädt aber wieder so zum rumklettern und erforschen ein, dass wir später auch noch weiße Exemplare finden.

Gegen 17 Uhr sind wir dann in Kanab - mal richtig früh im Motel, geht doch! Sehr schönes Zimmer, jetzt ist schon das meiste geschrieben für heute und die Dusche wartet. Dann werden wir auch unserem Chevi mal eine Autowäsche spendieren, die hat er sich wirklich verdient. An der Rezeption haben wir uns wieder eine Empfehlung fürs Essen abgeholt. Das hat sich in den vergangenen Wochen bewährt - wir fragen immer, wohin sich die Hausherren und -damen wenden, wenn sie mal aus essen gehen.

Das „Houston’s Trail End“ war eine prima Empfehlung. Wir hatten wieder leckere BBQ Baby Pork Ribbs mit recht süßer Marinade und Sirloin-Strips mit Nudeln. Richtig gut, nun kann der Abend gemütlich ausklingen, morgen wartet der große Canyon - gute Nacht.

Tagesetappe: 275 km
Übernachtung: Shilo Inn Suites Motel, Kanab, UT

Santa Fe (Express?)

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Foto: Tent Rocks im Kasha Katuwe NM

Es ist 21:55 Uhr und nun komme ich endlich dazu, das Tagebuch zu schreiben: Der Tag begann gut, das Frühstück im Luxury Inn & Suites Alamogordo war super und Denise hat uns noch viele gute Tipps mit auf den Weg gegeben. Es ist 20 vor 9 Uhr, als wir im Auto sitzen und uns auf den Weg machen.

Es war wieder eine lange Fahrt heute, wie so oft war der Weg das Ziel. Zusätzlich gab es aber auch ganz viel zu erleben unterwegs. Dafür haben wir wieder so manchen Umwegkilometer unter die Räder genommen - jeder einzelne davon hat sich aber gelohnt. Die ersten hundert Kilometer führen uns ziemlich schnurgerade an der White Sands Missile Range vorbei; das Gebiet ist einfach zu riesig. Als wir auf die Straße #380-West abbiegen, kommen wir schnell an die Valley Of Fire Recreation Area. Hier blicken wir auf ein gigantisches, schwarzes Lavafeld. Ein Trail windet sich hindurch, den sparen wir uns aber. Wir holen uns nur einige Eindrücke ab. Man kann richtig gut sehen, wie die Lava beim Herabfließen erstarrt ist.

Weitere knapp 100 km später - wir haben nun auch die Trinity-Site passiert, wo 1945 der weltweit erste Atombombentest stattfand - sind wir auf der Internate 25 Nord angekommen und wir nähern uns Albuquerque. Dort wenden uns Richtig Osten, um den Turquoisetrail, die AZ-#14, zu erreichen. Das ist eine alte Verbindungsstraße zwischen Albuquerque und Santa Fe, die heute als Scenic Byway durch eine wunderbare Berglandschaft und einige nette Ortschaften führt. An einer machen wir Halt und vertreten uns die Beine. Madrid ist ein Örtchen voller bunter Häuser und Geschäfte. Wir schlendern eine Zeitlang umher und machen viele Fotos.

Bald haben wir Santa Fe fast erreicht, aber wieder verlängern wir die Fahrt, denn wir möchten unbedingt zum Kasba-Katuwe NM fahren. Das liegt wieder eine ganze Strecke auf der I-25 zurück weiter südlich und dann abseits der üblichen Routen irgendwo im nirgendwo. Kennzeichend für diese Landschaft sind Felsformationen, die oben wie Zelte (oder Tepees) aussehen, im Ganzen aber auch an Raketen erinnern. Hier haben wieder Vulkane, die Jahrmillionen und die Erosion ganze Arbeit geleistet. Es gibt einen einfachen, ebenen Loop-Trail, der aber verlängert werden kann und zwar durch einen Slot-Canyon mit anschließendem Aufstieg auf die Höhe, von wo aus man einen tollen Blick auf die Tent-Rocks haben soll. Es ist schon 15 Uhr als wir starten und uns ist klar, dass es für den kompletten Weg nicht reichen wird. 200 Höhenmeter über Stock und Stein sind bei dieser Hitze auch kein Pappenstiel. Und Santa Fe wartet ja auch noch!

Also beginnen wir mit dem Loop-Trail und gucken nur mal so ganz eben in den Slot-Canyon rein. Super! Fotos machen! Weitergehen! Es geht bergauf und immer wieder sprechen wir Leute an, die von oben herunter kommen: „wir wollen nicht hinauf, aber wie weit sollten wir noch gehen, um eine noch bessere Sicht zu haben?“ „Nur noch ein paar Minuten, jeder Höhenmeter zählt!“ Eigentlich sind wir für diese Kraxelei nicht gerüstet, haben aber unsere Treckingsandalen dabei und natürlich gesunden Ehrgeiz. Zusätzlich kommt uns unser jahrelanges Klettertraining in den Stubaier Alpen jetzt zu Gute. Wir gehen weiter und weiter, höhe rund höher hinauf und irgendwann steht fest: wir müssen bis oben hinauf!

Der Blick ist tatsächlich super und das Spätnachmittagslicht wird auch immer besser. Auf dem Grat oben ist es verdammt windig und wir müssen unsere Hüte gut festhalten und aufpassen, nicht umgeweht zu werden. Die Tour hat sich aber allemal gelohnt; schweißtreibend, aber sehr abwechslungs- uns aussichtsreich!

Um 16:40 Uhr rollen wir wieder Richtung Santa Fe und nun ist klar: erst mal einchecken im Motel wird nicht gehen. Gut, dass ich mir angewöhnt habe, bei der Buchung immer darauf hinzuweisen, dass wir möglicherweise nach Sonnenuntergang ankommen. Wir rauschen also gleich durch bis Downtown, finden einen Parkplatz und erobern die Altstadt von Santa Fe im besten Abendlicht. Die wichtigsten Punkte konzentrieren sich auf einige Straßen. Rostrote Adobe-Bauten beherrschen hier das Bild. Dazu die schöne Kirche „St. Francis“, die dem hl. Franziskus von Assisi geweiht ist, meinem Namenspatron. Drinnen ist gerade Samstagabend-Gottesdienst und wir kommen an exakt der gleichen Stelle dazu, wie vor einigen Tagen in der Mission San Xavier del Bac in Tucson. Schon irgendwie erstaunlich. Fazit: Santa Fe ist immer eine Reise wert: sehr schöne Altstadt, die ja für amerikanische Verhältnisse auch tatsächlich ein gewisses Alter hat. Wenige hundert Jahre zählen hier ja schon allerhand.

Nun aber zum Super 8-Motel, der übliche Standard, wenig Persönlichkeit - aber das sind eben die Motelketten …Wir beziehen unser Zimmer um 19:15 Uhr und schaffen es anschließend nur zu „Long John Silver“ und seinen frittierten Scampi, und Backfischen. Da muss anschließend die kleine Notration Wodka dran glauben, die wir uns letzte Tage für solche Notfälle Zugelegt haben. Nun haben wir unseren gekühlten „White Zinfandel“ (Rosewein) aus dem 5-Liter-Schlauch gut gekühlt ins Glas gebracht. Die Fotos sind versorgt und das Tagebuch nun ich fertig.

Nach längerem Überlegen, ob wir unseren heutigen Zusatztag morgen in Colorado verbraten sollen, haben wir entschieden, zunächst mal nach Plan weiter zu machen. Den Tag werden wir in Utah locker noch los. Also geht es morgen nach Farmington - dort wartet am Nachmittag hoffentlich das Abenteuer „Bist Badlands“ - eine komplett unberührte und nur offroad zu erreichende Wüste, für die es keine Reiseführer, wohl aber Karten im Internet gibt. Wir haben diese dabei und hoffen, die begehrten Fotomotive zu finden. Morgen Abend wissen wir mehr!

Tagesetappe: 571 km
Übernachtung: Super 8 Motel, Santa Fe, NM

Raketen und die weiße Wüste

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Foto: Sonnenuntergang im White Sands NM

Heute Morgen packt Gabi komplett allein; Jürgen skypt mit Vater & Mutter und anschließend noch mit Georg, Hetti und Lukas. Auch hier gibt es ein kleines, aber nettes Frühstück. Es ist 09:00 Uhr, als wir vom Parkplatz rollen. Unter Berücksichtigung der Zeitverschiebung sind wir damit im Plan (sonst sind wir meist spätestens um 08:00 Uhr losgefahren).

Beim Frühstück haben wir entschieden, den nördlichen Umweg über Silver City nicht zu machen, sondern direkt Richtung „White Sands“ zu starten. Erstes Ziel ist die White Sands MIssile Range, ein militärisches Sperrgebiet mit einem Raketenmuseum. Dazu muss man wissen, dass die US Army seit Jahrzehnten zwischen El Paso und Albuquerque ein gigantisches Test- und Übungsgelände unterhält mit Flughäfen, Truppenübungsplätzen usw. 1945 wurde hier in der Nähe die erste Atombombe getestet (sog. Trinity Site), später wurden hier allerhand militärische und zivile Raketen, Sprengköpfe und ähnliches gefährliches Gerät ausprobiert. Auch das Space Shuttle ist hier schon gelandet. Nun gut - da wir an dem Raketenmuseum mitten in der Wüste quasi vorbeikommen auf dem Weg zum White Sands NM, unserem eigentlichen Ziel heute, nehmen wir die Raketen mal kurz mit - dachten wir.

Die Fahrt über die I-10 ostwärts ist wie gehabt: auf 75 Meilen beschleunigen, Tempomat rein und geradeaus lenken - das kann jeder. Die Kilometer fliegen nur so dahin. Dann naht die Ausfahrt bei Las Cruces, die wir nehmen müssen, um zu unseren heutigen Zielen zu kommen - und die ist wegen Bauarbeiten gesperrt, ebenso wie die vorherige und nächste. Da wir nicht runter kommen von der I-10, rollen wir nun südwärts Richtung El Paso. Das Navi schlägt vor, umzudrehen, aber auch die Ausfahrten auf der anderen Seite waren gesperrt. Da wir nun ohnehin schon weiter gefahren waren, entscheiden wir, einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen und die Verbindung über eine Nebenstrecke zu suchen. ist auch leicht gefunden und munter fahren wir wieder in nordöstliche Richtung. Am entscheidenden Abzweig, der uns wieder auf die richtige Spur bringen soll, stehen die nächsten Schilder: keine Möglichkeit abzubiegen, Straße #213-N wegen Bauarbeiten gesperrt. Nun rollen wir wieder Richtung Süden und beschließen, erst mal zu tanken, damit wir für weitere Irrfahrten gerüstet sind. Es gäbe nun einen weiten Umweg, der möglich wäre, den wollen wir aber nicht akzeptieren. An der texanischen (!!) Tankstelle fragen wir nach Alternativen. Die freundliche Dame gibt sich alle Mühe und ruft sogar zur Sicherheit noch Bekannte an, um zu klären, ob ihr Idee tatsächlich machbar ist. Ist sie! Wir schlagen ein paar Haken und erreichen die #213-N, die uns nun mitten durch militärisches Übungsgelände führt. Hier wird nicht vor Tieren gewarnt, die die Straße überqueren könnten, sondern vor Panzern. Unser Navi ist verzweifelt, will uns immer zum umkehren bewegen und akzeptiert unsere Strecke nicht. Schließlich stehen wir vor einem Sicherheitscheck, weil es nun in den inneren Sicherheitsbereich geht - da müssen wir durch! Die Wache verschwindet mit unseren Pässen, meinem Führerschein und den Wagenpapieren und gibt dann grünes Licht - na geht doch.

Spannende Fahrt, nun sind wir an der open-air-Raketenausstellung angekommen und sehen uns etwas um. Besonders interessiert sind wir nicht. Schon irgendwie gruselig, was sich die Menschheit so ausdenkt. Andererseits gehört das auch zu Amerika: Army und Weltraumfahrt.

Wieder raus aus dem Sicherheitsbereich geht es wieder schnurgeradeaus, diesmal mit 65 Meilen/Stunde. Und kurze Zeit später sind wir in der „weißen Wüste“, dem White Sand NM. Der Ranger im Visitor Center warnt vor der extremen Sonneneinstrahlung. Kein Problem, Wasser und Sonnenschutz haben wir und mehr als den von ihm empfohlenen Trail von gut 1 Meile (Dune Life Nature Trail) wollten wir eh nicht machen. Der ist aber wunderschön. Der schneeweiße Gipssand ist warm, aber nicht sehr heiß. Gabi geht barfuß durch die Wüste und der Pfad führt uns durch die stille Dünenlandschaft. Selbst hier gibt es Leben, einige Bäume, Yuccas und Gräser wachsen hier und auch Vögel, Roadrunner, kleine Füchse, Schlangen, Nager etc. kommen hier vor.

Wir fahren den 26 km langen und zum teil unbefestigten Scenic Drive durch die weiße Wüste, halten manchmal an und genießen die einmalige Landschaft.

Gegen 16 Uhr sind wir im Motel angekommen und beziehen unser Zimmer. Schön hier und einen Tipp fürs mexikanische Abendessen haben wir auch schon bekommen. Eine Stunde Pause - gut, um das Tagebuch bis hierher zu schreiben. Nun starten wir nochmal in den Park - es sind ja nur 31 km bis dort, wieder nur geradeaus. Um Viertel vor 6 beginnt dort eine einstündige Rangerführung durch die weiße Dünenlanschaft: „Sunset stroll“. Das wollen wir nicht verpassen! Sonnenuntergang ist dort bestimmt besonders sehenswert. Oder?

Japp - ist es! Schöner Abendspaziergang mit Ranger Daniel. Die Gruppe ist leider recht groß, die wirklich interessierten bleiben aber zusammen und das passt dann wieder. Wir hören viel über die Entstehung der größten Gipswüste der Welt und das Leben hier. Unglaublich, dass sich z.B. die Yuccas gegen die wandernden Dünen wappnen und Überlebensstrategien haben. Das Licht ist sehr schön und wir schießen viele Fotos. Am Ende unterhalten wir uns noch mit zwei Deutschen, die für ein halbes Jahr in El Paso leben (Ausbildung der Bundeswehr - air defense). So ist es fast dunkel, als wir den park verlassen. Wir legen die Reihenfolge fest: erst essen, dann duschen.

Die nette Dame an der Rezeption in unserem Hotel hat uns auf meine Frage nach einer Empfehlung für gutes, günstiges mexikanisches Essen zu „Margos“ gechickt (nur bis zur 1. Ampel und dann sofort rechts - die Ampel war mal wieder 3,8 km entfernt). Sie hat uns bezüglich der Schärfe des Essens aber eindringlich vorgewarnt. Die Bedienung ist superfreundlich und empfiehlt uns jedem eine Zusammenstellung von Enchiladas. bezüglich der Schärfe bringt sie zu unseren Nachts mit Salsa noch je ein grünes und rotes Chilli, damit wir probieren können. Gabi nimmt das grüne, ich das rote (was mir aber tatsächlich im Laufe der Mahlzeit mehrfach die Tränen in die Augen treibt). Sehr lecker - finden wir beide.

Wieder im Motel folgt die überfällige Dusche und dann ziehen wir nochmal in die Lobby um, weil unser WiFi im Zimmer nicht besonders gut und schnell ist. Schließlich wollen wir noch ein Zimmer für morgen in Albuquerque buchen. So richtig ist uns aber nicht klar, ob wir uns wirklich morgen eine Stadt (Albuquerque Downtown) und übermorgen wieder eine (Santa Fe Downtown) ansehen wollen. Darüber sprechen wir mit der netten Rezeptionistin. Sie hat viele Jahre in Albuquerque gewohnt und weist uns darauf hin, dass gerade die dortige Downtown ein ziemlich ungemütliches und gefährliches Pflaster geworden ist. Sie erzählt von allerhand Kriminellen, regelmäßigen Schießereien (sogar in Schulbussen) und meint, dass wir Downtown nur im Hellen aufsuchen und ein Motel besser in Airportnähe suchen sollten. Nach einigen Rückfragen, einer kleinen Diskussion und weiteren Tipps ihrerseits entscheiden wir, Albuquerque einfach auszulassen. Wir buchen für morgen ein Motel 8 in Santa Fe zum Schnäppchenpreis und lassen uns noch einige Tipps für den Weg und vor allem Sehenswertes auf unser nun etwas längeren Anfahrt morgen geben. Nun haben wir ein gutes Gefühl - und einen Tag „in Reserve“, mal sehen, was wir damit machen.

Tagesetappe: 491 km
Übernachtung: Luxury Inn & Suites, Alarmogordo, NM

Apachenland!

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Foto: Echo Canyon Trail im Chiricahua NM, Arizona

Die Nacht ist um und sie war ok. Die „Landmark Logout Lodge“ hatte bei booking.com das Prädikat „fabelhaft“ erhalten. Nach unserer Auffassung war es ok, aber nicht mehr. Guter Standard eben. Was irritierte, waren die vielen Käfern die unmittelbar vor dem Zimmer und irgendwie auch überall präsent waren. Man könnte das Motel auch auf „Bugs Inn“ umtaufen. Nun muss man hier ja Immer mit allem Viehzeug rechnen: Schlangen, Skorpione, Taranteln und eben auch Insekten.

Gestern hatte ich beim Betreten des Zimmers das Gefühl, als sei mit was in die (kaum noch vorhandenen) Haare geflogen. Hatte ich aber nicht weiter beachtet. Großer Fehler! Beim späteren Reparieren der Türklinke hatte ich aber dann eine ziemlich unheimliche Begegnung mit einem faustgroßen (naja: Walnußgroß war mindestens &hellipWinking, fetten, pechschwarzen Käfer. Ich möchte nicht weiter darüber sprechen …

Was man dem Motel aber lassen muss: wirklich erstklassiges Frühstück! Hier dürfen wir uns aus der karte jeder 5 Komponenten kostenlos aussuchen: Kaffee, O-Saft, Toast, Rührei (riesiges Omlette) nehmen wir beide. Ich freue mich auf 2 Scheiben Bacon, Gabi hat wohlweißlich einen Pancake bestellt, obwohl ihr eigentlich 2 zuständen. Allein von 2 Pancakes kann man 3 Tage leben. Sie ist fast geplatzt.

Um 08:15 holen wir den noch fälligen Besuch auf dem gut belegten historischen Friedhof von Tombstone nach (immerhin hat der Ort seinen Namen nach dem Grabstein erhalten). Der Boothill Graveyard ist sehenswert. Schließlich liegen hier die Opfer der OK-Corral-Schießerei begraben. Das Leben in den 1880ern war bleihaltig und kurz. Viele Grabsteine tragen den Zusatz „legaly hanged“, „shot“, „murderd“, „killed by indians“ usw. Die tragischste Innschrift lautet: „Here lies George Johnson. Hanged by mistake 1882. He was right, we was wrong, but we strung him up and now he’s gone.“ Klingt heute witzig, tatsächlich liegt der arme Kerl aber hier begraben. Naja, muss man mal gesehen haben. Schaut mal nach den Fotos ...

Dann führt uns die Reise über den Mule Pass nach Bisbee, eine Stadt mit Kupferminenvergangenheit und schönen viktorianischen Häusern. Um diese Uhrzeit ist hier aber Hund begraben und so reisen wir wieder ab. Wir steuern nun das Chiricahua NM an, das wir gegen 12 Uhr nach Fahrt durch einsamste Landschaft erreichen. Chiricahua war ein Apache-Stamm, der hier gelebt hat und der Landschaft ihren Namen gab.

Nach dem üblichen Besuch im Visitor Center fahren wir den Bonita Canyon Drive bis zum Massai Point. Hier startete unsere erste Wanderung auf dem Massai Nature Trail. Gut für den ersten Überblick: überall gibt es skurrile Felsformationen zu sehen. Nun steht eine größere Wanderung auf dem Programm. Gut 2 Stunden wandern wir 5,5 km auf und ab auf dem sog. Echo Canyon Loop Trail. Sehr, sehr sehenswert - besonders gegen Ende im Bereich „Grotte“ kraxeln wir von einem spektakulären Ausblick zum nächsten. Bemerkenswert ist auch die sagenhafte Stille, die hier überall herrscht - wie in allen Nationalparks eigentlich. Auf den Trails: keine Autos, keine Geräusche - nur die Insekten, kleinen Tiere und wir. Überall huscht und raschelt es.

Auf dem Weg nach Lordsburg kürzen wir die Strecke um 35 Meilen ab - das spart uns 45 Minuten. Dafür müssen wir unser Auto aber über den unbefestigten Apache-Pass und am Fort Bowie vorbei steuern. Gabi hat den Bogen raus, hinter uns staubt es fürchterlich und wir kommen gut über den Pass. Auf der anderen Seite müssen wir nochmal heftig bremsen, denn 2 Kühe kreuzen die Piste.

Wieder auf der I-10, passieren wir nach einigen Meilen die Staatsgrenze nach New Mexico. Endlich fliegt auch mal ein kleiner Rollbusch über die Fahrbahn. Der war schon seit Tagen erwartet worden. In die Ghosttown Steins können wir nicht hinein, das ist inzwischen Privatgelände. Was wir von außen sehen, sind aber so demolierte Häuser, dass sich die Sache wahrscheinlich für alle Zeiten erledigt hat.

Unser Zimmer im Best Western in Lordburg ist erwartungsgemäß groß und sehr sauber und mit allem ausgestattet, was für für die wenigen Stunden benötigen. Hier müssen wir die Uhren umstellen, denn in New Mexico sind wir nur noch -8 Stunden von der MESZ entfern (bislang -9). Unser Auto hat gelitten: Ion den letzten Tagen haben tausende Insekten (insbesondere Grashüpfer und Schmetterlinge) den „Men-In-Black-Stunt“ an unserem Auto vollzogen. Die Front gleicht einem Insektenfriedhof, wie wir ihn noch nicht gesehen haben: Also: einmal an den Hochdruckreinger nebenan und Auto waschen. Dann im Supermarkt Obst und im Liquor-Store einen neuen Beutel Wein kaufen.

Nach der Riesenportien gestern Abend und dem Frühstück heute reicht uns heute Abend eine gemeinsame mittlere Pizza von „gegenüber“. Wir schmausen auf dem Zimmer und der Wein ist gut gekühlt. Das Zimmer für morgen haben wir gerade gebucht, es wird wieder spektakulär: die größte Gipswüste wartet auf uns!

Tagesetappe:
344 km
Übernachtung: Best Western Western Skis Inn, Lordsburg, NM

Zeitreise ...

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Foto: Versteinerter Baum am Chrystal Trail im Petrified Forest NP

Der Tag fängt gut an. Gleich nach dem Aufstehen haben wir Patenkind Ella und Aurelia „auf Skype“. Wir zeigen den beiden, wie wir in Sedona so wohnen und quatschen eine Weile. Die Klamotten sind wie immer schnell eingepackt, es kann losgehen. Unser heutiges Etappenziel Holbrook liegt „nur“ 191 km entfernt - das dann am Ende doch 327 km mehr auf dem Tacho stehen, liegt an den „kleinen“ Nationalparks hier.

Zu Beginn fahren wir durch den wunderschönen Oak Creek Canyon Richtung Flagstaff. Die Straße wetteifert zu Recht stets mit dem Highway No. 1 um das Prädikat „schönste Straße Amerikas“. Am Oak Creek Vista Point machen wir einen kurzen Fotostop, wenige Meilen weiter an der I-40 wartet dann schon das Walnut Canyon NM auf unseren Besuch. Es ist noch nicht 09:00 Uhr, da haben wir schon die Infos der Ranger und befinden uns auf dem Rim-Trail. Vor dem Jahr 1250 besiedelten die Sinagua Indianer bereits den Canyon. Sie bauten sog. „Cliff Dwellings“, das sind steinerne Behausungen unter Felsvorsprüngen mitten in der Canyonwand. Nach der ersten Übersicht vom Canyonrand geht es nun hinab zu einigen nicht recht gut erhalten Behausungen. Über 240 Stufen geht es 56 Meter hinab in den Canyon. Runter kein Problem - anschließend wieder hinauf bei einer Meereshöhe von über 2.000 m schon eine schweißtreibende Angelegenheit. Eine Meile lang ist der Rundweg, der sich „Island-Trail“ nennt. Wir lernen viel über das Leben der Indianer hier.

Über die Interstate 40, die ehemalige Route 66, fahren wir ostwärts und erreichen nach einen kurzen Kaffeestop bereits um 11:45 Uhr unser heutiges Motel, die Globetrotter Lodge. Unterwegs an der I-40 konnten wir ständig die parallel fahrenden Züge bestaunen: immer 4 riesige Dieselloks, die kilometerlange Züge ziehen. Meist sind auf den Waggons 2 (!) Seecontainer oder LKW-Trailer verladen. Es ist noch zu früh zum check in - deshalb fahren wir gleich durch bis zum Petrified Forest NP, den wir von Süden her in Angriff nehmen. Hier befindet sich das Rainbow Forest Museum mit Visitor Center. 20 Minuten dauert der Film, der uns auf den Park einstimmt. Unsere 2. Zeitreise für heute beginnt …

Vor 225 Millionen Jahren lebten die Bäume, die wir hier heute sehen. Im Laufe der Jahrmillionen wurden sie vom Ozean, verschiedenen Sedimenten, Vulkanasche u.a. bedeckt. Unter Luftabschluss versteinerten die Bäume und wieder viele ´Jahres später gelangten sie durch die Plattenverschiebungen und Erosion wieder an die Oberfläche. Soweit die Kurzform. Derartige Phänomene gibt es vielerorts - nirgendwo auf der Welt aber in einer solchen Anhäufung wir hier. Überall liegen die Baumstämme und Bruchstücke davon herum.

Gleich am Visitor Center absolvieren wir den Giant Logs Trail. eine knappe Meile weiter schließen wir den Long Logs Trail (weitere 1,6 Meilen) an. Interessant und fotogen ist es, dass sich die Baumstämmen ausgerechnet hier, in der „Painted Desert“ befinden. Die schillernden Steinbäume machen sich gut in der bunten Wüste.

Nach und nach fahren wir die über 40 km lange Straße durch den NP Richtung Norden. Der „Crystal Trail“ ist besonders sehenswert - und eine weitere Meile Fußmarsch wert. Danach stellen wir fest, dass sich zur Painted Desert auch Painted Feet gesellt haben. Die Sonne brennt und hat auf unseren Füßen in Treckingsandalen nette Muster hinterlassen. Vorsichtshalber wechseln wir in festes Schuhwerk. Ohne unsere Cowboyhüte hätten wir seit Tagen bereits einen Sonnenstich - die tun sehr gute Dienste.

In der Folge beschränken wir uns auf Fotostops mit jeweils nur kleinen Wegstrecken zu Fuß: an der Agathe Bridge, den „Tepees“, dem Newspaper Rock (hier gibt es uralte Felszeichnungen der Indianer zu sehen - vergleichbar Höhlenmalereien) und im nördlichen Parkbereich am Ladey-Point, Whipple-Point, Chinde Point, Kachina Point (wo auch das historische „Painted Desert Inn“ steht), Tawa-Point und schließlich am Tiponi-Point.

Puh - nun ist es spät genug, wir sind mal wieder ziemlich platt. Mal eben die 40 km zurück nach Holbrook fahren, dann können wir endlich unser Zimmer in der Globetrotter Lodge beziehen. Die junge Frau in der Rezeption ist Österreicherin - sie hat es wohl mit ihrem Vater hierher an die historische Route 66 verschlagen. Nette Begegnung, ein WiFi-Passwort „Tirol2000“ hatten wir hier auch noch nicht. Das Zimmer ist superschön und liebevoll hergerichtet - da merkt man doch die europäischen Wurzeln. Direkt gegenüber von unserem Zimmer ist der Pool mit Hängematte. Hollywoodschaukel. Kunstrasen und Liegen. Super! Wir springen kurz in das eiskalte Wasser und wärmen uns anschließend in der Abendsonne.

Nun aber essen!! Das Butterfiled Steakhouse liegt nur wenige hundert Meter die Straße hinauf, das schaffen wir noch zu Fuß. Ambiente super, Gabis Steak sehr gut, meine Ripps sensationell! Das war die bisher üppigste Mahlzeit hier. Ein doppelter Obstler wäre angebracht gewesen …

Der Abend gehört wieder den Fotos und dem Tagebuch. Morgen geht’s wieder und en tiefen Süden, nach Tucson. Noch mehr Wilder Westen, ein tolles Hotel für 2 Nächte (!!) haben wir eben gebucht. Mehr davon morgen, gute Nacht!

Tagesetappe: 327 km
Übernachtung: Globetrotter Lodge, Holbrook AZ

Hinweis

Tja, eigentlich müsst ihr nur die Einräge lesen. Aber es gibt auch einige Besonderheiten:

Unten in dieser Seitenleiste findet ihr einige Stichworte und Daten, die euch helfen, bestimmte Beiträge schneller wieder zu finden.
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Viel Spaß - alles erklärt sich eigentlich von selbst!