USA-Südwesten 2012

Gabi & Jürgen on Tour ...

Dirt Road

Die perfekte Welle ...

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Foto: ohne Worte!

… befindet sich eindeutig in Utah und zwar irgendwo in den Paria Buttes North! Nach einer erholsamen Nacht (Mannomann, waren wir gestern Abend kaputt), wachen wir um kurz vor 07:00 Uhr - nach unserem Zeitgefühl - auf. In Page ist es erst 06:00 Uhr, aber die Zeitumstellung haben wir einfach ignoriert. Mit den beiden Israelis, die für einige Tage in Page wohnen, haben wir uns für 08:00 Uhr am Trailhead verabredet, was uns genau 1 Stunde zum Fertigmachen und Frühstücken sowie eine weitere Stunde für die Anfahrt verschafft.

Wir skypen und telefonieren noch kurz mit Birgit; sie ist eine der beiden Vertrauenspersonen, die die hiesigen Suchtrupps in Bewegung setzt, wenn wir uns in 12 Stunden noch nicht zurückgemeldet haben. Auch Bärbel Stephan ist informiert, sie kennt die Wave aus eigener Erfahrung.

Gut gelaunt und voll froher Erwartung fahren wir auf der AZ/UT-89 Richtung Kanab, um einige Meilen hinter der Paria Station auf die unbefestigte Straße abzubiegen, die uns gestern beim Briefing benannt worden ist. Gut 13,5 km schaukelt Gabi uns in die Wüste - diese Strecke möchten wir nicht mit einem normalen Auto fahren müssen. Ganz schön holprig. Am Wire Pass Trailhead stehen erst wenige Fahrzeuge, hinter uns kommen aber auch noch drei. In einem sitzen Or und Kfir Shalomm, so dass es bei strahlend blauem Himmel sofort losgehen kann. Fast sofort, denn zuerst noch müssen wir uns ins Register eintragen und unsere Permits ins Auto legen sowie am Rucksack befestigen.

Jeder mit 4 Liter Wasser bewaffnet, starten wir entsprechend der bebilderten Anweisung ins Wash. Der Weg ist ohne Beschreibung tatsächlich niemals zu finden. Die Wave liegt sehr versteckt in einem wunderbaren Gebiet. Bis dorthin müssen wir immer wieder über Sandsteinformationen klettern, Washes durchqueren und durchlaufen, Sanddünen überwinden etc. Die Orientierung ist nicht einfach, allerdings muss man schon attestieren, dass die gestern erhaltende Beschreibung eindeutig und sehr gut ist. Immer wieder drehen wir uns um, damit wir uns für den schwierigeren Rückweg markante Punkte merken können. Gabi fotografiert sie zusätzlich wie empfohlen. Kfir hat sein GPS-App auf dem iPhone gestartet - dort hat er sogar die Karte zur Wave mit Fotos hinterlegt.

Das Wandern zu viert ist sehr angenehm, wir erzählen uns pausenlos von unseren Unternehmungen hier in den Staaten und darüber, was wir alle sonst so machen im „wirklichen Leben“. Das Morgenlicht taucht die Landschaft in satte Gelb-, Orange- und Rottöne. Schon hier schießen wir immer wieder Fotos und genießen den Weg. Abenteuerlich, anstrengend (wir schwitzen wie sonstwas) und einfach klasse. Mühelos erreichen wir aber nach 1,5 Stunden die Wave.

Dort gibt es kein Halten mehr. Stückchenweise nähern wir uns der inneren Welle, immer wieder fotografierend. Während im Außenbereich noch viel Schatten ist, leuchtet sie im inneren wie verrückt. SAGENHAFT! So was kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen, das MUSS man gesehen haben! Um 11:00 Uhr herum leuchtet die Wave knallig orangerot, später kleidet sie sich in rosa .

Wir krabbeln ca. 1,5 Stunden dort herum, erkunden auch die nähere Umgebung und gönnen uns auch eine Pause für Müsliriegel, Äpfel und viel Wasser. Die Kamera klickt ohne Unterlass. Vor uns waren schon einige wenige Leutchen da - vielleicht 6, aber alle nehmen Rücksicht und ermöglichen den anderen ihren Spass. Das amerikanische Paar mit dem Kleinkind im Rucksack hat uns auf dem Hinweg überholt, die sind superfit.

Alles weitere sagen Fotos aus, die wir hoffentlich zumindest in kleiner Menge mal hochladen können.

Den Rückweg wären Gabi und ich so angegangen wie den Hinweg: wir hätten uns sorgsamst an der Beschreibung orientiert. Kfir, der offensichtlich weiß, was er tut, orientiert sich aber lieber an der groben Himmelsrichtung. Das führt zu einem ganz netten Gekraxel und kostet uns einige Liter Schweiß zusätzlich. Immer wieder notwenige Korrekturen nimmt er anhand seiner GPS-Aufzeichnung des Hinwegs vor - und bringt uns sicher zurück zum Trailhead. Die beiden sind von einem besonderen Schlag, das muss man erzählen; super nette Leute! Zwischendurch hatte ich schon mal Muffensausen, ob wir uns nicht doch versteigen - aber: alles prima!! Insgesamt sind wir 6,3 Meilen, also gute 10 Kilometer, durch die heißen Felsen geklettert. Am anstrengendsten waren die Sanddünen, puh ...

Zurück auf der UT-89 schreiben wir eine SMS an Bärbel und Birgit, die trotz der späten Stunde in Deutschland auch gleich antworten. Entwarnung, wir leben noch und sind „safe“. In Kanab angekommen, telefonieren wir sogar noch mit Birgit, mit Bärbel skypen wir morgen früh - danke euch beiden!!

Noch nie in diesem Urlaub waren wir vor 17 Uhr im Motel. Nun aber: Dose Bier für Jürgen, Kaffee für Gabi, dazu Nachos und Salsa sowie Internetfernsehen. Dann fallen uns die Augen zu und als wir aufwachen, tun uns beiden die Knochen weh. Eine Dusche vertreibt aber die mühen Geister und nun gönnen wir unserem Chevi endlich die versprochene Wäsche - man, war der verstaubt.

Anschließend fahren wir zu Escobar, wo wir schon 2011 prima mexikanisch gespeist haben - gerne immer wieder! Dann stellen wir das Auto ab und schauen in die Lokalität nebenan, um noch einen Absacket in Form einer Margarita o.ä. zu trinken. Das wäre nach den beiden Escobar-Portionen nämlich mehr als angezeigt gewesen. Die werben sogar draußen mit „Cocktails!“. Aber: Fehlanzeige! „Sorry, but we can only serve Alcohol, when you eat something - we’re in Utah, hat’s the law! I’m so sorry!“ Essen ging nun aber wirklich nicht mehr. Daher: Ab aufs Zimmer, Tagebuch schreiben und jetzt ist auch unser „schwarzer Sack“ tiefgekühlt, in dem wir immer unseren Weinbeutel transportieren. Prost, Feierabend!

Morgen steuern wir unser letztes Ziel an: Las Vegas. Auf dem Weg liegen aber noch 3 Stadtparks, deren Besuch für uns grundsätzlich in Frage kommt. Schauen wir mal …

Tagesetappe: 154 km
Übernachtung: Shilo Inn Suites Motel, Kanab, UT

Dirt Roads ...

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Foto: Cottonwood Canyon Road

Dirt Roads sind „dreckige Strassen“, hier sind aber eher „unbefestigte Straßen“ gemeint - kommt aber im Grund auf das Gleiche raus. Nachdem wir gestern so viel Zeit im Capitol Reef NP verbracht haben, konnten wir den ursprünglichen Plan, die „Hole in the Rock Road“ ein Stück abzufahren, nicht umsetzten - das ging gestern aber auch wetterbedingt gar nicht.

Die Nacht in den beiden Schlafzimmern war ganz gut und schnell sind am Morgen unsere Sachen gepackt. Wir skypen noch kurz mit Birgit, Johanna und Jürgen, die gleich unser Auto wieder aus der Werkstatt holen, denn das hatte ein Problem mit dem Bremslichtschalter. Schön, dass sich die drei so um unsere Belange zu hause kümmern! Gabi gibt den Zimmerschlüssel ab und der „Padre“ von gestern Abend versucht, ihr noch ein „Book Mormon“ auf Deutsch anzudrehen. Der Mensch ist echt anstrengend. Hat sie aber erfolgreich abgewimmelt.

An der Tanke gegenüber gibt es Coffee to go und wir fahren noch einmal ein paar Meilen nordwärts die UT-12 hinauf bis rechts die Hole in the Rock Road abbiegt. Dieser folgen wir rd. 13 Meilen bis zum „Devil’s Garden“. Es rappelt und rumpelt ganz schön - verflixte Querrillen. Gabi fährt zwischen 10 und 15 Meilen und wir werden kräftig durchgeschüttelt.

Der Devil’s Garden ist nur eine von ganz vielen Möglichkeiten an dieser „dirt road“ - auch hier könnte man Tage verbringen. Das Morgenlicht spielt sehr gut mit und wir klettern über eine Stunde in den irren Felsformationen herum. Der Metate Arch ist aber wohl nur bei Sonnenuntergang im rechten Licht. Macht nichts, wir haben riesigen Spaß. Außer uns turnt in diesem recht großen Gebiet derzeit nur noch ein anderes deutsches Paar (aus Hamburg) herum. Wir unterhalten uns sehr nett und geben einige Tipps für die weitere Tagesplanung - für die beiden geht es über Hanksville nach Moab.

Nun fahren wir die Hole in the Rock Road zurück und Gabi gibt diesmal so viel Gas, dass ich als Beifahrer so meine Zweifel bekomme, ob das ok ist. Komischerweise rappelt es bei 30-35 Meilen viel, viel weniger - und ihr macht die couragierte Fahrerei auch deutlich mehr Spaß - na bitte, so ist doch allen geholfen.

Bei Cannonville verlassen wir später die UT-12 und erkundigen uns im Visitor Center nach dem Zustand der Cottonwood Canyon Road (CCR), die uns nach Kanab bringen soll. Noch ist diese geschlossen, weil sie instand gesetzt wird - der Ranger meint aber, wir sollten es ruhig probieren - wenn das Schild inzwischen weg wäre, könnten wir fahren. Ansonsten empfiehlt es uns eine andere - parallel verlaufende - „dreckige“ Alternative.

Als wir den Anfang der CCR erreichen, ist das Schild weg und ich erkundige mich sicherheitshalber noch bei einem der Bauarbeiter, die am Straßenrand auf fetten Bulldozern sitzen. Daumen hoch: los geht’s. 46 Meilen auf und ab erwarten uns und Gabi baut ihre Fahrkünste aus. Nächstes Jahr nimmt sie an der Rallye Paris-Dakar teil. Sie heizt über die Piste, dass es nur so staubt. Respekt. Nun ja - als Fahrer hat man ja immer ein besseres Gefühl für das Handling - ich war für die Fotos zuständig. Die Straße war aber auch dermaßen gut in Schuß - danke an die Arbeiter!

Am Grosvenor Arch biegen wir ab, den nehmen wir kurz mit (2 Meilen Umweg) - ein wirklich gigantischer Felsbogen mit kleinem Bruder an seiner Seite. Die Landschaft wechselt immer wieder, nach ganz viel roten und gelben Felsen könnt am Ende eine Mondlandschaft. Viel schwarz und grau(-blau), z.T. fahren wir tatsächlich über offen liegende Kohlehügel. Super Strecke! Tolles Erlebnis!

Auf der UT-89 angekommen, wenden wir uns westwärts, halten aber schon nach wenigen Meilen an, weil wir rechts einige Autos sehen. Wir entdecken auf diese Weise den Trailhead zum Toadstool Trail - kannten wir bislang überhaupt nicht, sah aber gut aus (wir mögen die „red rocks&ldquoWinking. Ein junges deutsches Pärchen spricht uns an und wir „verkaufen“ ihnen die CCR für ihren Weg zum Bryce Canyon.

Dann starten wir den Trail und auch dieser hat sich sehr gelohnt. Die „Toadstools“ sind nämlich Hoodoos mit „Hut“ - schaut euch die Bilder an und ihr werden verstehen. Hauptattraktion nach rd. 1 Meile Wanderung ist ein wirklich sehr sehenswertes Exemplar dieser Gattung in rot. Die Gegend lädt aber wieder so zum rumklettern und erforschen ein, dass wir später auch noch weiße Exemplare finden.

Gegen 17 Uhr sind wir dann in Kanab - mal richtig früh im Motel, geht doch! Sehr schönes Zimmer, jetzt ist schon das meiste geschrieben für heute und die Dusche wartet. Dann werden wir auch unserem Chevi mal eine Autowäsche spendieren, die hat er sich wirklich verdient. An der Rezeption haben wir uns wieder eine Empfehlung fürs Essen abgeholt. Das hat sich in den vergangenen Wochen bewährt - wir fragen immer, wohin sich die Hausherren und -damen wenden, wenn sie mal aus essen gehen.

Das „Houston’s Trail End“ war eine prima Empfehlung. Wir hatten wieder leckere BBQ Baby Pork Ribbs mit recht süßer Marinade und Sirloin-Strips mit Nudeln. Richtig gut, nun kann der Abend gemütlich ausklingen, morgen wartet der große Canyon - gute Nacht.

Tagesetappe: 275 km
Übernachtung: Shilo Inn Suites Motel, Kanab, UT

Traumstraße der Welt …

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Foto: Highway UT-24 zwischen Hanksville und dem Capitol Reef NP

Die Straße UT-24/12 ist der Hammer!! Schon im vergangenen Jahr haben wir sie (in einem Tag!) von West nach Ost befahren - heute nehmen wir uns nur die erste Hälfte vor und zwar von Ost nach West.

Nach einer sehr guten Nacht im Whispering Sands Motel, das wir bestimmt in Zukunft auch mal für einen längeren Aufenthalt buchen werden (hier ist so viel zu entdecken) frühstücken wir im „Stan’s Burger Shak“ und die Jukebox spielt dazu. Kurzer Wasserstandsbericht über Skype an Vater und Mutter, dann tanken wir und fahren los. Das Wetter sieht sehr durchwachsen aus - die „Hole in the Rock Road“ haben wir schon jetzt abgeschrieben - keine Chance bei Regenwahrscheinlichkeit.

Kurz vor dem Capitol Reef NP biegen wir links auf die Nottom Road ein und folgen ihr ein Stück weit. Das wäre auch mal eine Option, denn wenn diese Straße unbefestigt weiter geht, hat man tolle Blicke auf die Waterpocket Fold. Das ist die gigantische Erdfalte, die das Capitol Reef ausmacht.

Nach den ersten Meilen im Nationalpark schauen wir uns rechts am Straßenrand Petroglyphs an, historische, indianische Steinritzarbeiten. Dann sind wir schon im Visitor Center und mit uns eine ganze Menge andere Leute. Ein Schulbus hat eine (oder 2?) ganze Schulklassen ausgespuckt, die hier den Laden aufmischen. Die Rancherin lässt sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Sie erklärt uns geduldig, was sie an diesem Tag angesichts der Wetterlage empfehlen möchte. Bester Vorschlag: 2 Slotcanyons ganz im Süden des Parks und dann über den Burr-Trail über Stock und Stein nach Escalante. nach einem gemeinsamen Blick auf das Online-Wetterradar müssen wir das aber verwerfen - viel zu gefährlich und unberechenbar heute!

Dafür hat sie ganz viele Alternativvorschläge und erklärt uns auch anhand eines „Gesteinsmodellkissens“, wie die Waterpocket Fold hier entstanden ist. Besonderheit: die Gesteinsschichten wurden durch die tektonischen Plattenverschiebungen wie ein „Z“ aufgefaltet und erodierten dann.

Heute soll es ruhig angehen und deshalb schauen wir uns erst mal das „Historic Gifford Home“ an, eine Art Heimatmuseum, die ein altes Wohnhaus nachbildet. Hier kaufen wir auch einen kleinen froschgebackenen Apple-Pie für später.

Dann starten wir auf den „Fremont George Overlook Traiil“, der uns immer am Freemont River entlang durch die Obstplantagen von Fruita (hier dürfen wir sogar Äpfel für den Eigenbedarf pflücken) führt. Als es im 2. Teil schweißtreibend hinauf auf eine Höhe von über 200 m mit tollem Talblick geht, wollen wir eigentlich umkehren. Oben angekommen genießen wir das Panorama. Zum Teil sehr dunkle Wolken und strahlend blauer Himmel wechseln sich ab oder ergänzen sich - ja nachdem, wohin man blickt. Das wird sich heute den ganzen Tag nicht ändern.

Super Start in den Tag! Wir fahren nun den Scenic Drive ab wie im vergangenen Jahr - nur dass wir heute mehr Zeit haben. Am Ende der asphaltierten Straße ging es 2011 nicht weiter. Heute schon, wieder unbefestigt und wieder atemberaubend. Schließlich müssen wir den Wagen stehen lassen un duz Fuß weiter gehen. Auf dem Capitol George Trail wird es nicht langweilig. Die Felswände rücken immer näher zusammen und schließlich müssender im Wash weiter wandern. Voraus: blauer Himmel - Blick zurück: schwarze Wolkenwand. Als es nun steil hinauf über die Felsen hin zu den als„Tanks“bezeichneten Wasserpools geht, klettern wir ein ganzes Stück hinauf. Es geht aber derart über Felsstufen, dass wir befürchten, bei plötzlich eintretendem Regen nicht mehr sicher hinunter zu kommen. Deshalb brechen wir mitten im Anstieg kurz vor dem Ziel ab und eilen Richtung Auto. Und tatsächlich fängt es wenig später an zu tröpfeln - wenig zwar, aber wer weiß, wofür es gut war, dass wir vernünftig waren,.

Auf dem Rückweg machen wir kurz Halt und verspeisen den sehr leckeren Apple-Pie. Dann düsen wir noch zum Panorama Point und absolvieren den „Sunset Point Trail“ und spazieren hinüber zum Gooseneck Overlook mit Blick auf die Schleifen des Sulphur Creek.

Nun müssen wir uns aber wirklich sputen. Im ständig wechselnden Licht fahren wir die UT-24 bis Torrey. Das Herbstlaub leuchtet in fantastischem Gelb und Grün - haben wir so noch nie gesehen.Plötzlich leuchtet eine Warnleute im Display unseres Autos auf: Niedriger Reifendruck vorne rechts - Luft nachfüllen. Auch sehr praktisch: das Auto zeigt für jeden Reifen den exakten Druck an. Wenige Meilen später halten wir an einer sehr einfachen Tankstelle an. Kurz das Problem geschildert und der Herrscher der „Werkstatt“ schmeißt seinen Kompressor an und verschwindet wieder. Selbst ist der Mann und dank der Anzeige im Auto ist das Problem schnell behoben.

Nun kommt das beste Stück: diese Straße Nr. UT-12 zwischen Boulder und Escalante muss man einfach gesehen haben. Fotografieren kann man hinter Kilometer große Täler einfach nicht. Sagenhaft, unbeschreiblich - dazu das wechselnde Licht. Wir könnten diesen teil immer und immer wieder fahren - dazu ist kaum was los, wir sind quasi allein. Unvergesslich!!

In Escalante müssen wir uns beim einchecken im „The Padre Motel“ vom 69jährigen Inhaber so manche Geschichte anhören. Er erzählt langsam und gern. Am liebsten vom „Hole in the Rock“ auf der gleichnamigen Road (was wirklich interessant ist) - aber auch von seinen Bibeln und dem Glauben der Mormonen (was wir an diesem Abend nun wirklich nicht mehr hören wollen).

Wir bestellen gegenüber auf der anderen Straßenseite eine Pizza, richten die Fotos, beziehen unser Zimmer, nehmen ein paar Nachts mit Salsa und das erste Glas Wein. Dann ist die Pizza fertig und kann abgeholt werden. Wer schmausen und gucken etwas Internetfernsehen auf dem Mac.

Danach: Tagebuch. Jetzt: Gute Nacht - wir haben eine „Suite“ (naja) mit Wohnzimmer, Bad und 2 Schlafzimmern. Komisch hier - muss mit den Mormonen zu tun haben.

Tagesetappe: 237 km
Übernachtung: The Padre Motel, Escalante, UT

Volles Programm ...

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Foto: Im Valley of the Gods - ausnahmsweise ebene Piste

Das war ein prima Motel in Farmington, werden wir uns merken. Nach dem Frühstück fahren wir noch kurz beim Safeways vorbei, die wahrscheinlich letzten größeren Einkäufe stehen an. Frisches Obst muss ebenso her wir eine weitere 24er-Palette Wasser und (da wir ja heute nach Utah fahren) sicherheitshalber noch ein 5-Liter-Schlauch Kalifornischer Weißwein.

Es ist sehr bewölkt heute morgen und es sucht derzeit nicht gut aus mit unserem Vorhaben, durchs Valley of the Gods zu fahren. Das geht u.a. wegen der unbefestigten, sehr welligen und z.T. auch extrem bergigen Strecke nur bei völliger Trockenheit und zuverlässigen Witterungsbedingungen. Noch in Farmington bekommen wir die ersten Regentropfen mit - allerdings wirklich nur Tröpfchen. Nordwestlich von uns scheint es aber kräftiger zu regnen.

Wir passieren den Shiprock, einen gigantischen Monolithen, der mitten in der Ebene steht und schon vor Jahrhunderten zur Orientierung diente. da wir an den „4 Corners“ vorbeikommen, machen wir kurz halt und schauen uns diese „Sehenswürdigkeit“ an. Hier stoßen die Staatsgrenzen von Arizona, Colorado, New Mexico und Utah rechtwinklig aneinander. Man kann also in 4 Staaten gleichzeitig stehen, was wir natürlich machen.

Was wir hier in den letzten 2 Wochen schon häufiger gesehen haben: Ein Straßenschild „Don’t pick up hitchhiker “ wird meist gefolgt von einem Gefängnis mitten in der Wüste. Großes Vertrauen in die Sicherheit der Gefängnisse scheint hier also niemand zu haben ...

In Bluff schauen wir kurz in den Souvenierschop bei den Twin Rocks - kennen wir schon aus dem letzten Jahr. Überhaupt kommen wir nun in vertrautes Terrain. Hier fragen wir auch, ob es heute schon kräftiger geregnet hat - inzwischen sieht es wettermäßig nämlich wieder viel besser aus und wir hoffen, unsern Plan doch noch umsetzten und nicht die lange Straßenstrecke fahren zu müssen.

Tatsächlich: als wir an der Abzweigung ins Valley of the Gods ankommen, sieht die Piste sehr gut aus. Wir fragen einen entgegenkommenden Fahrer nach der Beschaffenheit der Straße und bekommen einen erhobenen Daumen gezeigt. Super! Durch das Valley of the Gods führt eine unbefestigte Piste, die wirklich Achterbahncharakter hat. Landschaftlich ist es hier mit dem Monument Valley zu vergleichen. Es macht irre viel Spaß, mit dem Wagen hier entlang zu fahren. 25,7 km dauert das kleine Abenteuer, dann windet sich der ebenfalls unbefestigte „Moki Dugway“ auf das 300m höhere Plateau. Das kann wirklich als aufregend beschrieben werden, dann die Piste geht in steilen Serpentinen eng am Berg mit ständiger Tiefsicht nach oben.

Dort angekommen, biegen wir gleich auf die nächste Piste ab, die Gabi zügig unter die Räder nimmt: ein Abstecher zum Muley Point Overlook, wo wir einen tollen Blick auf Monument Valley und die Mäander der San Juan River haben. Nun aber fix zurück auf die befestigte Straße - am Horizont hat es bereits mehrfach geblitzt und auch ein Donner war schon zu hören.

Die weitere Fahrt nordwärts kennen wir aus dem vergangenen Jahr - nur in umgekehrter Richtung. Supertolle Strecke mit fantastischen Ausblicken auf Tafelberge, den Lake Powell und tiefe Einschnitte in die Landschaft. Weitere Trails können wir aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit und des doch sehr unsicheren Wetters nicht machen.

Im „Whispering Sands Motel“ bekommen wir ein sehr nettes Zimmer „in the middle of nowhere“. Hanksville: der „Ort“ ist echt unglaublich. Andererseits gibt es hier so viel zu sehen in der näheren Umgebung, dass wir uns durchaus vorstellen können, hier mal einige Tage zu verbringen. Wir sind um 17:00 Uhr im Zimmer und könnten es jetzt ja mal ruhig angehen lassen. Zumal das Wetter nicht danach aussieht, als würde es im Gobelin Valley („Schlumpfhausen aus 2011 - ihr erinnert euch?&ldquoWinking heute noch gutes Fotolicht geben. Aber was soll das mit den ganzen Konjunktiven? 10 Minuten später sitzen wir im Auto - es sind ja nur 45 Minuten bis dort. Um uns herum: graue Wolken, aber zwischendurch blitzt auch mal blauer Himmel hervor.

Und gerade als wir ankommen, bricht die Sonne durch. Ich flitze runter zu den skurrilen Gnomen und habe vielleicht 7 Minuten sehr gutes Licht. Die Sonne ist nun wieder hinter einer dicken Wolke und wir sind uns einig: sie kommt maximal noch einmal knapp über der Bergkuppe zum Vorschein, für vielleicht 2 Minuten. Also Warten und hoffen - und sie tut uns den Gefallen. Klingt für euch vielleicht komisch, aber das ist echtes Jagdfieber: es geht nix über gutes Fotolicht - und das haben wir hier vor allem abends kurz vor Sonnenuntergang. Schaut euch mal die Fotos an und ihr werdet verstehen, was ich meine.

Es ist dunkel, als wir wieder in Hanksville sind. Über den nett angelegten Trampelpfad gelangen wir zu Stan’s Burger - einen Imbiss in einer Tankstele nebenan. Stan weiß was er tut und wir genießen unser Abendessen.

Nun ist wieder Foto- und Tagebuchzeit. Soeben habe ich mich telefonisch vergewissert, dass meine Onlinebuchung auf der Website des „The Padre Motels“ in Escalante gestern Abend dort nicht angekommen ist. Nach einiger Diskussion einigen wir uns auf einen Zimmerpreis, ok - immerhin hat es noch geklappt und ich habe noch netto 15 Dollar herunter gehandelt.

Morgen können wir es nun ruhig angehen lassen, denn die Fahrtstrecke ist gering. Letztes Jahr waren wir in dieser wunderbaren Landschaft des Grand Staircase Escalante NM zu schnell unterwegs - diesmal lassen wir uns mehr Zeit. Gerne würden wir im Capitol Reef NP oder an der „Hole in the Rock Road“ etwas wandern morgen. Derzeit regnet es aber heftig - hier war wochenlang große Hitze und alle warten auf den Herbst. Eine Woche hätte er ruhig noch warten können. Nun ja - so wird wenigstens unser Auto wieder sauber.

Wir denken positiv und freuen uns auf morgen.

Tagesetappe: 553 km
Übernachtung: Whispering Sands Motel, Hanksville, UT

Gabi & Jürgen auf dem Mond

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Foto: In den Bisti Badlands - Südroute

Heute Abend ist es spät geworden - es ist schon 22 Uhr und ich fange gerade mit dem Reisetagebuch an. Dafür haben wir aber schon lecker zu Abend gegessen, an unseren nächsten Planungen herumgeschraubt, 3 Motels gebucht und sitzen nun draussen auf unserer „Terrasse“ mit einem Glas Wein. Nun gut - wenn alle Motelgäste auf der Terrasse säßen, dann hätten wir hier nun eine lange Hühnerleiter - tut aber außer uns keiner. Die anderen sitzen hinter verschlossenen Vorhängen, wir unter 2 Bäumen. Ein Vogel zwitschert, Klimaanlagen brummen - es ist fast romantisch!

Aber ehrlich: an der frischen Luft zu sitzen mit dem Mac ist doch echt mal was anders. Schön!

Der Tag begann früh, wir hatten ein knappes Frühstück und dann geschaut, dass wir auf die Bahn kamen. Pünktlich um 08:00 Uhr ging es los und als wir aus Santa Fe heraus waren, haben wir erst mal mit Aurelia telefoniert, die heute 5 wurde. Es scheint ein schöner Geburtstag gewesen zu sein, wir wir auf den Bildern sehen konnten, die Holger eben geschickt hat. Dosenwerfen und Mumienwickeln - das ganze geschminkt. Sieht lustig aus.

Schnell waren wir in den Bergen und damit im Santa Fe National Forest. Klasse Gegend! Viel Wald und Serpentinen bis zum Abwinken. Hoch und höher ging es hinauf. Wir durchqueren Los Alamos, eine künstliche Stadt, die im 2. Weltkrieg versteckt in den Bergen angelegt wurde, um Waffen zu entwickeln. Die Atombombe ist hier ebenso „erfunden“ worden wie der Plan, diese in Hiroshima und Nagasaki einzusetzen. Noch heute werden hier hochtechnische Dinge entwickelt, nun aber auch mit zivile und /medizinischen Nutzen.Ob mann deshalb aber auf dem Ortsschild „Los Alamos - where discoverys was made“ schreiben und eine Straße „Bikini Atoll Road“ nenne muss, steht auf einem anderen Blatt. Wir stehen mitten in der Stadt jedenfalls plötzlich in einer ,militärischen Sicherheitskontrolle. Kennen wir ja schon, sagen brav auf, was wir so vorhaben und dürfen passieren. Die passen schon auf wie die Luchse hier.

Die Straße schraubt sich immer weiter hinauf. An einer Kurve muss vor kurzem einer von oben gekommen und in der Kurve geradeaus gefahren sein. Leitplanke kaputt, das sah nicht gut aus. Kein Netz und doppelter Boden. Plötzlich sind wir auf einer Hochebene, hinter der sich 2 Hügel auftun. Weil hier auch etwas von „Elk watching area“ steht, halten wir an und staunen nicht schlecht. Die grasige Ebene vor uns ist eine Caldera, 11.000 Fuß hoch und die Hügel noch einmal 600 Fuß höher. Das heißt umgerechnet, dass die Ebene (und damit wir) über 3.500 m hoch sind. Die Hügeligen sind fast 4.000er. das ganze hat mit vulkanischen Aktivitäten zu tun und führt hier jetzt zu weit. Wir sind jedenfalls mächtig beeindruckt vom „Valle Caldera“.

Nur wenige Zeit später kommt eine entscheidende Abzweigung. Hier können wir richtig gut abkürzen. Allerdings führt und der Pfad größtenteils unbefestigt und eng als bergiger Waldweg weiterhin durch eine wunderschöne Landschaft. Langsam fahren und genießen. Hinter uns staubt es wieder gewaltig. Wir passieren den Fenton Lake SP und schauen den Anglern in ihren Booten eine Weile zu. Dann nehmen wir den staubigen Weg wieder unter die Räder. Wieder auf dem Highway geht es dann zügig weiter. Superstrecke geradeaus mit ganz vielen „Wellen“.

Um 13:10 Uhr sind wir am Motel, das Zimmer aber nicht fertig. Wir checken dennoch ein, schauen kurz beim Tourismusbüro vorbei, dass aber sonntags erwartungsgemäß geschlossen ist. Also fahren wir gleich zu unserem heutigen Hauptziel: der Bisti Badlands Wilderness. Diese liegt nochmal 70 km südlich von Farmington „in the middle of nowhere“. Es handelt sich hierbei um keinen Park, sondern die blanke Wüste, eine Mondlandschaft sondergleichen. Außerirdisch, spaßig - hier kann man Weltraumfilme drehen. Klar ist: diese Gegend ist ziemlich fruchtlos und so einsam. wie man es sich nicht vorstellen kann. Die letzten Meilen sind wieder unbefestigte Strecke und dann steht man auf einem Schotterplatz mit Blick auf Trümmer ringsherum. Felsen, Sand und weicher „Tuff“ in allen Farben. Orientierung? Fehlanzeige. Hier gibt es auch keine Trails o.ä. Hätten wir uns nicht zu Hause schon ausgiebig damit beschäftigt und die hervorragenden Beschreibungen und Karten des Naturfotografen und Südwest-USA-Experten Stephan Synatschke heruntergeladen und mitgenommen - wir hätten nicht mal bis hierher gefunden. Schaut mal auf seine Webseite - die Fotos sind atemberaubend und man muss hier sicher einiges an Zeit verbringen, um das alles so hinzukriegen …

Wir haben jedenfalls penibelst darauf geachtet, uns hier nicht zu verlaufen. Es ist sehr, sehr heiß und zwischen all den Hoodos und Hügeln verlierst du schnell jede Orientierung. Wir hätten auch gar nicht gewußt, wohin wir uns wenden sollen. Mit der ausgedruckten Karte und Beschreibung erkunden wir das „Wash“ und seinen südlichen Rand jedenfalls mit großer Begeisterung (und der ständigen mulmigen Sorge, sich doch zu verlaufen). Wir finden Felsformationen, die wir bislang nur von Stephan S. Bildern kennen und genießen die Stille. Abenteuerlich!

Leider. leider haben wir heute unseren ersten Tag mit Wolken erwischt. die immer mehr zunehmen. Das Licht ist echt bescheiden und so lassen sich keine spektakulären Fotos schießen. Aber: wir genießen und entdecken immer wieder Neues. Dabei machen wir echt viel Strecke. Vor uns noch halbwegs blauer Himmel, hinter uns braut sich was zusammen? Das trübt die Freude ein wenig. Von einem Gewitter mit Regenguss in einem Slot-Canyon erwischt zu werden ist der Albtraum - das gleiche im Wash zu erleben kommt gleich danach. Ein Wash ist ein trockenes Flussbett und wenn es hier regnet, änderst sich das mit der Trockenheit sofort und rasant! Der von uns so angenehm empfundene „Tuff“ unter den Füßen verwandelt sich dann in einen Morast, dem wir hilflos ausgesetzt wären.

Viele Hoodos haben wir gefunden, die „Cracked Eggs“ wollten wir auch sehen. Obwohl wir der Anweisung entsprechend bis hinter die beiden „schwarzen Hügel am Horizont“ gelaufen sind, haben wir diese verpasst. nach 20 Minuten suchen inmitten der unüberschaubaren Trümmerlandschaft entscheiden wir angesichts der drohenden Wolken auf Abbruch und gehen zügig zurück Richtung Auto. Ohne Witz: in Sachen Orientierung haben uns unser Taucherfahrungen heute geholfen - das Wash ist wie ein riesiges Unterwasserriff. Wir haben unser Auto jedenfalls wieder gefunden und anschließend noch die sog. „Bonustour“ auf die andere Seite gemacht. Die findet meist in Sichtweite vom Auto statt und ist daher nicht so kritisch - aber dennoch sehenswert, wenn auch hier das Abendlich nicht kommen wollte - zu dichte Wolkendecke. Mal sehen, ob meine Kraft reicht, um gleich noch Fotos hochzuladen.

Schließlich fahren wir zum Motel zurück und beziehen unser Zimmer. Gegenüber ist ein Mexikaner, da können wir zu Fuß hin. Super Abendessen: Nachts mit der scharfen Salsa als Vorspeise, dann Hühnchen für Gabi, Scampi für mich - beides mit Reis, Tortillas, Bohnenmus, Gabis in roter Soße meins mit Champignons, Paprika und Zwiebeln in heißer Pfanne. Echt ein toller Abschluss eines erlebnisreichen Tages.

Leider gestaltete sich die vorausschauende Motelsuche im Grand Staircase Escalante Utah für die nächsten Tage sehr schwierig. In Hanksville, unserem morgigen Ziel, gibt es nur 1 Motel (oder 2?). Das „Whispering Sands“ kennen wir aus dem letzten Jahr und ich konnte telefonisch ein Zimmer für morgen reservieren. In Escalante war es aber schon viel schwieriger für übermorgen. Über das Internet haben wir es dann geschafft - dort ist viel belegt derzeit. Und auch Kanab und Page scheinen ziemlich ausgebucht - kennen wir von 2011.

Nunja - die nächsten 3 Tage sind „safe“ und dann ist es ja auch nicht mehr lang - schade! Gute Nacht - morgen melden wir uns aus Utah!

Tagesetappe: 468 km
Übernachtung: Americas Best Value Inn, Farmington, NM

Raketen und die weiße Wüste

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Foto: Sonnenuntergang im White Sands NM

Heute Morgen packt Gabi komplett allein; Jürgen skypt mit Vater & Mutter und anschließend noch mit Georg, Hetti und Lukas. Auch hier gibt es ein kleines, aber nettes Frühstück. Es ist 09:00 Uhr, als wir vom Parkplatz rollen. Unter Berücksichtigung der Zeitverschiebung sind wir damit im Plan (sonst sind wir meist spätestens um 08:00 Uhr losgefahren).

Beim Frühstück haben wir entschieden, den nördlichen Umweg über Silver City nicht zu machen, sondern direkt Richtung „White Sands“ zu starten. Erstes Ziel ist die White Sands MIssile Range, ein militärisches Sperrgebiet mit einem Raketenmuseum. Dazu muss man wissen, dass die US Army seit Jahrzehnten zwischen El Paso und Albuquerque ein gigantisches Test- und Übungsgelände unterhält mit Flughäfen, Truppenübungsplätzen usw. 1945 wurde hier in der Nähe die erste Atombombe getestet (sog. Trinity Site), später wurden hier allerhand militärische und zivile Raketen, Sprengköpfe und ähnliches gefährliches Gerät ausprobiert. Auch das Space Shuttle ist hier schon gelandet. Nun gut - da wir an dem Raketenmuseum mitten in der Wüste quasi vorbeikommen auf dem Weg zum White Sands NM, unserem eigentlichen Ziel heute, nehmen wir die Raketen mal kurz mit - dachten wir.

Die Fahrt über die I-10 ostwärts ist wie gehabt: auf 75 Meilen beschleunigen, Tempomat rein und geradeaus lenken - das kann jeder. Die Kilometer fliegen nur so dahin. Dann naht die Ausfahrt bei Las Cruces, die wir nehmen müssen, um zu unseren heutigen Zielen zu kommen - und die ist wegen Bauarbeiten gesperrt, ebenso wie die vorherige und nächste. Da wir nicht runter kommen von der I-10, rollen wir nun südwärts Richtung El Paso. Das Navi schlägt vor, umzudrehen, aber auch die Ausfahrten auf der anderen Seite waren gesperrt. Da wir nun ohnehin schon weiter gefahren waren, entscheiden wir, einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen und die Verbindung über eine Nebenstrecke zu suchen. ist auch leicht gefunden und munter fahren wir wieder in nordöstliche Richtung. Am entscheidenden Abzweig, der uns wieder auf die richtige Spur bringen soll, stehen die nächsten Schilder: keine Möglichkeit abzubiegen, Straße #213-N wegen Bauarbeiten gesperrt. Nun rollen wir wieder Richtung Süden und beschließen, erst mal zu tanken, damit wir für weitere Irrfahrten gerüstet sind. Es gäbe nun einen weiten Umweg, der möglich wäre, den wollen wir aber nicht akzeptieren. An der texanischen (!!) Tankstelle fragen wir nach Alternativen. Die freundliche Dame gibt sich alle Mühe und ruft sogar zur Sicherheit noch Bekannte an, um zu klären, ob ihr Idee tatsächlich machbar ist. Ist sie! Wir schlagen ein paar Haken und erreichen die #213-N, die uns nun mitten durch militärisches Übungsgelände führt. Hier wird nicht vor Tieren gewarnt, die die Straße überqueren könnten, sondern vor Panzern. Unser Navi ist verzweifelt, will uns immer zum umkehren bewegen und akzeptiert unsere Strecke nicht. Schließlich stehen wir vor einem Sicherheitscheck, weil es nun in den inneren Sicherheitsbereich geht - da müssen wir durch! Die Wache verschwindet mit unseren Pässen, meinem Führerschein und den Wagenpapieren und gibt dann grünes Licht - na geht doch.

Spannende Fahrt, nun sind wir an der open-air-Raketenausstellung angekommen und sehen uns etwas um. Besonders interessiert sind wir nicht. Schon irgendwie gruselig, was sich die Menschheit so ausdenkt. Andererseits gehört das auch zu Amerika: Army und Weltraumfahrt.

Wieder raus aus dem Sicherheitsbereich geht es wieder schnurgeradeaus, diesmal mit 65 Meilen/Stunde. Und kurze Zeit später sind wir in der „weißen Wüste“, dem White Sand NM. Der Ranger im Visitor Center warnt vor der extremen Sonneneinstrahlung. Kein Problem, Wasser und Sonnenschutz haben wir und mehr als den von ihm empfohlenen Trail von gut 1 Meile (Dune Life Nature Trail) wollten wir eh nicht machen. Der ist aber wunderschön. Der schneeweiße Gipssand ist warm, aber nicht sehr heiß. Gabi geht barfuß durch die Wüste und der Pfad führt uns durch die stille Dünenlandschaft. Selbst hier gibt es Leben, einige Bäume, Yuccas und Gräser wachsen hier und auch Vögel, Roadrunner, kleine Füchse, Schlangen, Nager etc. kommen hier vor.

Wir fahren den 26 km langen und zum teil unbefestigten Scenic Drive durch die weiße Wüste, halten manchmal an und genießen die einmalige Landschaft.

Gegen 16 Uhr sind wir im Motel angekommen und beziehen unser Zimmer. Schön hier und einen Tipp fürs mexikanische Abendessen haben wir auch schon bekommen. Eine Stunde Pause - gut, um das Tagebuch bis hierher zu schreiben. Nun starten wir nochmal in den Park - es sind ja nur 31 km bis dort, wieder nur geradeaus. Um Viertel vor 6 beginnt dort eine einstündige Rangerführung durch die weiße Dünenlanschaft: „Sunset stroll“. Das wollen wir nicht verpassen! Sonnenuntergang ist dort bestimmt besonders sehenswert. Oder?

Japp - ist es! Schöner Abendspaziergang mit Ranger Daniel. Die Gruppe ist leider recht groß, die wirklich interessierten bleiben aber zusammen und das passt dann wieder. Wir hören viel über die Entstehung der größten Gipswüste der Welt und das Leben hier. Unglaublich, dass sich z.B. die Yuccas gegen die wandernden Dünen wappnen und Überlebensstrategien haben. Das Licht ist sehr schön und wir schießen viele Fotos. Am Ende unterhalten wir uns noch mit zwei Deutschen, die für ein halbes Jahr in El Paso leben (Ausbildung der Bundeswehr - air defense). So ist es fast dunkel, als wir den park verlassen. Wir legen die Reihenfolge fest: erst essen, dann duschen.

Die nette Dame an der Rezeption in unserem Hotel hat uns auf meine Frage nach einer Empfehlung für gutes, günstiges mexikanisches Essen zu „Margos“ gechickt (nur bis zur 1. Ampel und dann sofort rechts - die Ampel war mal wieder 3,8 km entfernt). Sie hat uns bezüglich der Schärfe des Essens aber eindringlich vorgewarnt. Die Bedienung ist superfreundlich und empfiehlt uns jedem eine Zusammenstellung von Enchiladas. bezüglich der Schärfe bringt sie zu unseren Nachts mit Salsa noch je ein grünes und rotes Chilli, damit wir probieren können. Gabi nimmt das grüne, ich das rote (was mir aber tatsächlich im Laufe der Mahlzeit mehrfach die Tränen in die Augen treibt). Sehr lecker - finden wir beide.

Wieder im Motel folgt die überfällige Dusche und dann ziehen wir nochmal in die Lobby um, weil unser WiFi im Zimmer nicht besonders gut und schnell ist. Schließlich wollen wir noch ein Zimmer für morgen in Albuquerque buchen. So richtig ist uns aber nicht klar, ob wir uns wirklich morgen eine Stadt (Albuquerque Downtown) und übermorgen wieder eine (Santa Fe Downtown) ansehen wollen. Darüber sprechen wir mit der netten Rezeptionistin. Sie hat viele Jahre in Albuquerque gewohnt und weist uns darauf hin, dass gerade die dortige Downtown ein ziemlich ungemütliches und gefährliches Pflaster geworden ist. Sie erzählt von allerhand Kriminellen, regelmäßigen Schießereien (sogar in Schulbussen) und meint, dass wir Downtown nur im Hellen aufsuchen und ein Motel besser in Airportnähe suchen sollten. Nach einigen Rückfragen, einer kleinen Diskussion und weiteren Tipps ihrerseits entscheiden wir, Albuquerque einfach auszulassen. Wir buchen für morgen ein Motel 8 in Santa Fe zum Schnäppchenpreis und lassen uns noch einige Tipps für den Weg und vor allem Sehenswertes auf unser nun etwas längeren Anfahrt morgen geben. Nun haben wir ein gutes Gefühl - und einen Tag „in Reserve“, mal sehen, was wir damit machen.

Tagesetappe: 491 km
Übernachtung: Luxury Inn & Suites, Alarmogordo, NM

Apachenland!

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Foto: Echo Canyon Trail im Chiricahua NM, Arizona

Die Nacht ist um und sie war ok. Die „Landmark Logout Lodge“ hatte bei booking.com das Prädikat „fabelhaft“ erhalten. Nach unserer Auffassung war es ok, aber nicht mehr. Guter Standard eben. Was irritierte, waren die vielen Käfern die unmittelbar vor dem Zimmer und irgendwie auch überall präsent waren. Man könnte das Motel auch auf „Bugs Inn“ umtaufen. Nun muss man hier ja Immer mit allem Viehzeug rechnen: Schlangen, Skorpione, Taranteln und eben auch Insekten.

Gestern hatte ich beim Betreten des Zimmers das Gefühl, als sei mit was in die (kaum noch vorhandenen) Haare geflogen. Hatte ich aber nicht weiter beachtet. Großer Fehler! Beim späteren Reparieren der Türklinke hatte ich aber dann eine ziemlich unheimliche Begegnung mit einem faustgroßen (naja: Walnußgroß war mindestens &hellipWinking, fetten, pechschwarzen Käfer. Ich möchte nicht weiter darüber sprechen …

Was man dem Motel aber lassen muss: wirklich erstklassiges Frühstück! Hier dürfen wir uns aus der karte jeder 5 Komponenten kostenlos aussuchen: Kaffee, O-Saft, Toast, Rührei (riesiges Omlette) nehmen wir beide. Ich freue mich auf 2 Scheiben Bacon, Gabi hat wohlweißlich einen Pancake bestellt, obwohl ihr eigentlich 2 zuständen. Allein von 2 Pancakes kann man 3 Tage leben. Sie ist fast geplatzt.

Um 08:15 holen wir den noch fälligen Besuch auf dem gut belegten historischen Friedhof von Tombstone nach (immerhin hat der Ort seinen Namen nach dem Grabstein erhalten). Der Boothill Graveyard ist sehenswert. Schließlich liegen hier die Opfer der OK-Corral-Schießerei begraben. Das Leben in den 1880ern war bleihaltig und kurz. Viele Grabsteine tragen den Zusatz „legaly hanged“, „shot“, „murderd“, „killed by indians“ usw. Die tragischste Innschrift lautet: „Here lies George Johnson. Hanged by mistake 1882. He was right, we was wrong, but we strung him up and now he’s gone.“ Klingt heute witzig, tatsächlich liegt der arme Kerl aber hier begraben. Naja, muss man mal gesehen haben. Schaut mal nach den Fotos ...

Dann führt uns die Reise über den Mule Pass nach Bisbee, eine Stadt mit Kupferminenvergangenheit und schönen viktorianischen Häusern. Um diese Uhrzeit ist hier aber Hund begraben und so reisen wir wieder ab. Wir steuern nun das Chiricahua NM an, das wir gegen 12 Uhr nach Fahrt durch einsamste Landschaft erreichen. Chiricahua war ein Apache-Stamm, der hier gelebt hat und der Landschaft ihren Namen gab.

Nach dem üblichen Besuch im Visitor Center fahren wir den Bonita Canyon Drive bis zum Massai Point. Hier startete unsere erste Wanderung auf dem Massai Nature Trail. Gut für den ersten Überblick: überall gibt es skurrile Felsformationen zu sehen. Nun steht eine größere Wanderung auf dem Programm. Gut 2 Stunden wandern wir 5,5 km auf und ab auf dem sog. Echo Canyon Loop Trail. Sehr, sehr sehenswert - besonders gegen Ende im Bereich „Grotte“ kraxeln wir von einem spektakulären Ausblick zum nächsten. Bemerkenswert ist auch die sagenhafte Stille, die hier überall herrscht - wie in allen Nationalparks eigentlich. Auf den Trails: keine Autos, keine Geräusche - nur die Insekten, kleinen Tiere und wir. Überall huscht und raschelt es.

Auf dem Weg nach Lordsburg kürzen wir die Strecke um 35 Meilen ab - das spart uns 45 Minuten. Dafür müssen wir unser Auto aber über den unbefestigten Apache-Pass und am Fort Bowie vorbei steuern. Gabi hat den Bogen raus, hinter uns staubt es fürchterlich und wir kommen gut über den Pass. Auf der anderen Seite müssen wir nochmal heftig bremsen, denn 2 Kühe kreuzen die Piste.

Wieder auf der I-10, passieren wir nach einigen Meilen die Staatsgrenze nach New Mexico. Endlich fliegt auch mal ein kleiner Rollbusch über die Fahrbahn. Der war schon seit Tagen erwartet worden. In die Ghosttown Steins können wir nicht hinein, das ist inzwischen Privatgelände. Was wir von außen sehen, sind aber so demolierte Häuser, dass sich die Sache wahrscheinlich für alle Zeiten erledigt hat.

Unser Zimmer im Best Western in Lordburg ist erwartungsgemäß groß und sehr sauber und mit allem ausgestattet, was für für die wenigen Stunden benötigen. Hier müssen wir die Uhren umstellen, denn in New Mexico sind wir nur noch -8 Stunden von der MESZ entfern (bislang -9). Unser Auto hat gelitten: Ion den letzten Tagen haben tausende Insekten (insbesondere Grashüpfer und Schmetterlinge) den „Men-In-Black-Stunt“ an unserem Auto vollzogen. Die Front gleicht einem Insektenfriedhof, wie wir ihn noch nicht gesehen haben: Also: einmal an den Hochdruckreinger nebenan und Auto waschen. Dann im Supermarkt Obst und im Liquor-Store einen neuen Beutel Wein kaufen.

Nach der Riesenportien gestern Abend und dem Frühstück heute reicht uns heute Abend eine gemeinsame mittlere Pizza von „gegenüber“. Wir schmausen auf dem Zimmer und der Wein ist gut gekühlt. Das Zimmer für morgen haben wir gerade gebucht, es wird wieder spektakulär: die größte Gipswüste wartet auf uns!

Tagesetappe:
344 km
Übernachtung: Best Western Western Skis Inn, Lordsburg, NM

Saguaro NP - die heiße Wüste ...

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Foto: Saguaro NP - Valley View Overlook Trail

So, das Zimmer für morgen in Tombstone ist gebucht und wir haben Hunger - also nun schnell mal den heutigen Tag beschreiben:

Die Nacht war nicht so toll, trotz Klimaanlage im „Wohnzimmer“ war es uns zu warm. Gegen 7 Uhr springen wir unter die erfrischende Dusche, sagen anschließend Johanna, Birgit und Jürgen sowie Vater und Mutter per Skype guten Morgen und machen uns auf den Weg. Heute geht es in die Wüste. Zunächst steht das Sonora Desert Museum auf dem Programm, anschließend der Saguaro NP West.

Um 08:30 Uhr haben wir den Gates Pass überwunden und stehen am Eingang des Museums, das eigentlich ein großer botanischer Garten inkl. Tierpark ist. Nach den wenigen Autos auf dem Parkplatz zu schließen ist nicht viel los, was uns gefällt. Bevor wir überhaupt eine Eintrittskarte kaufen können spricht uns ein netter Herr an, der eine Eule auf der Hand hat. Da wir stehen bleiben, erklärt er uns alles zu diesem putzigen Tier. 3 Schritte weiter wartet ein älterer Herr auf uns - ein Volunteer, der uns einen Museumsprospekt aushändigt und erläutert, was es alles zu sehen gibt und worauf wir achten sollten.

Nun aber Eintrittskarten kaufen. 2 Gutscheine aus der Tourist Information von gestern bringen eine Ermäßigung von 4 $. Mit 25,00 $ insgesamt sind wir also dabei und drin in der Einrichtung. Keine 2 Schritte getan, spricht uns eine Dame mit einem Falken auf dem Arm an. Freundlich wie der Herr eben - schönes Tier! Schwups, da ist auch schon ein „Docent“ in Uniform, der ein Foto von uns dreien mit dem Falken macht. Er stellt sich als Art McDonalds vor uns fragt, ob wir an seiner Tour durch den Park teilnehmen möchten, die in 5 Minuten beginnt. Möchten wir! Ist doch viel interessanter, wenn einem einer erzählt, was es zu sehen gibt. Unsere Gruppe ist klein: außer uns beiden noch ein deutsches Pärchen, 2 Amerikanerinnen und eine Chinesin. Geschlagene 3 Stunden spazieren wir durch die Anlagen und Art erklärt unermüdlich wissenswertes. Super! So viele Dinge, die wir gelernt haben, das ist wirklich bemerkenswert. Kosten tut der ganze Spaß nichts, denn das ist im Eintritt inbegriffen. Sensationell. Hier zu berichten, was Art alles erzählt hat, würde den Rahmen sprengen - Gabi hat aber vieles notiert und ich habe Fotos gemacht. Es war äußerst informativ und dabei auch sehr kurzweilig, weil Art eine nette Arte hat, zu erzählen. Da durften auch einige Storys von John Wayne nicht fehlen …

Die Mountain Lions liegen im Schatten und dösen, auch andere Tiere halten sich eher bedeckt - kein Wunder: es ist mörderisch heiß! Sehr nett ist der Aufenthalt bei den Hummingbirds (Kolibris). Die schwirren zwar auch draußen überall rum, in der speziell für sie eingerichteten Anlage fliegen sie uns aber tatsächlich bis vor die Nase. Die sind nur so verteufelt schnell, dass man sie kaum fotografieren kann. Zwischen 11:30 und 12:15 Uhr spazieren wir noch auf eigene Faust durch den Park und erfrischen uns mit einem riesigen Eiskaffee. Dann beginnt bereits die Präsentation, die wir auf keinen Fall verpassen sollen - hat man uns empfohlen. 2 Damen stellen 2 giftige Wüstenbewohner vor: das Gila-Monster und eine Klapperschlange. Sehr sehenswert und informativ!! Klasse. Besonders die Hinweise zu den Klapperschlangen (allein in Arizona gibt es 18 verschiedene Arten) sind uns sehr wichtig, weil die ja hier wirklich überall vorkommen. Da ist es besser zu wissen, worauf man zu achten hat.

Nun aber in den Saguaro NP, der nur wenige Meilen entfernt beginnt. Um 14 Uhr informieren wir uns im Visitor Center über die Trails. Alles, was wir uns vorgenommen haben, ist machbar. Prima. Wir benötigen nur Unmengen Wasser und immer wieder die Klimaanlage des Autos zwischendurch. Als erstes schlendern wir über den „Cactus Garden Trail“ direkt am VC. Das ist noch easy. Dann fahren wir zum „Desert Discovery Nature Trail“, 800 m lang und auch noch geteert. Das Wasser läuft und den Rücken runter, geht aber noch.

Jetzt kommt der unwegsame Teil des Parks. Gut, dass wir einen SUV haben, Gabi fährt behutsam über die raue Piste - es geht über Stock und Stein bergauf- und bergab. Martin Böttcher liefert den Soundtrack mit einer Melodie aus einem Winnetou-Film. Wie passend! Schließlich sind war am „Valley View Overlook Trail“ angekommen“. 1,3 km anstrengender Wanderung liegen vor uns, dann haben wir den Überblick über das Tal. Bis dorthin geht es durch 2 trockene Flussläufe (Washs) und hügelig ist der Trail auch. Aber: es geht wieder mitten durch die Kakteenlandschaft - atemberaubend im wahrsten Sinne des Wortes. Stets heißt es: „Watch your steps“, diese Rattlesnakes sind verdammt gut getarnt und wir wollen ihnen nicht zu nahe kommen.

Noch mehr unbefestigte Piste, dann sind wir am „Ez-KIm-In-Zin“ angekommen, der Name ist sicher indianisch. Schöner Platz, tolle Aussicht.

Die Bajada Loop führt uns nun zum letzten Stopp: dem „Signal Hill Trail“. Wiede geht es abenteuerlich bergauf. Hier hat man sogar extra nochmal ein Schild aufgestellt: „Rattlesnake Area!“ Jaja, wir passen schon auf. Oben angekommen bestaunen wir die Felszeichnungen prähistorischer Indianer. Auch hier: Kakteen überall. Nun müssen wir raus aus der Hitze - so viel kann man gar nicht trinken. Schöne Fotos sind heute entstanden - lasst euch überraschen. Und was kaum zu glauben ist: im Nationalpark haben wir keinen einzigen Menschen getroffen - wir waren allein in der Wüste ...

Auf dem Rückweg zum Hotel halten wir noch in an einer Einkaufsgelegenheit an. Wir benötigen neues Wasser, Nachos und auch mal einen Sixpack Bier. Einzeln verkaufen die keine Dosen oder Flaschen. Nebenan ist eine riesige Halle voll mit Büchern, DVDs uns Musikinstrumenten. Wir schauen auch hier mal kurz rein - haben wir so auch noch nicht gesehen.

Im Hotel angekommen hüpfen wir kurz in den Pool, dann unter die Dusche und nun ist das Tagebuch auch geschrieben und die ersten Fotos sind überspielt und verortet. Eine Dose „Big Flats Premium Beer“ ist schon leer, gleich folgt die zweite. Gabi hat ihren „Freese an enjoy - frozen Strawberry Wine“ getrunken. Jetzt hüpfen wir kurz nebenan zum Chinesen und holen uns was zu essen rüber. Dann können wir uns noch um die weiteren Fotos kümmern. Morgen wird es auch wieder nett - versprochen.

Liebe Grüße in die Heimat!!

Tagesetappe: 90 km
Übernachtung:
Varsity Clubs of America, Tucson, AZ

Red Rock Country

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Foto: Red Rocks über Sedona

Unser erster Weg führt uns heute östlich zum Apache Trail. Den wollten wir ursprünglich ganz fahren, haben uns aber umentschieden. Zum einen scheuen wir die holprige, oft steile und unbefestigte Piste und zum anderen wollen wir mehr Zeit in Sedona verbringen. Deshalb verkürzen wir den Trail für uns. Das war eine gute Entscheidung, wir hatten einen ganz tollen Tag.

Das Visitor Center für den Apache Trail in Apache Junction hat am Wochenende geschlossen. Macht nichts. Wir besuchen die alte Goldgräberstadt Goldfield, unsere erste Ghost Town auf dieser Reise. Wir sind schon um 09:00 Uhr vor Ort. Hier ist noch tote Hose, die meisten Läden und auch die ehemalige Goldmine, die man besichtigen kann, machen erst um 10:00 Uhr auf. Einige Geschäfte und der Saloon sind aber schon auf. Wir schauen uns in Ruhe um. Aktiv ist hier derzeit nur eine kleine Hochzeitsgesellschaft. Die Braut zieht sich im „Bordello“ um, welches wir deswegen nicht besichtigen können. Es wird ein ziemliches Bohei um die Braut und ihren großen Auftritt gemacht. Geheiratet wird in der kleinen Kirche; Weddingplaner, Fotografen und Kameraleute wuseln umher. Ein Ghettoblaster verbreitet die TOP10 der schnulzigsten Liebeslieder über den Campus, alle Anwesenden werden instruiert, wie sie sich gleich zu verhalten haben, wenn die Braut kommt (damit nur niemand durchs Bild latscht). Der Auftritt der Braut ist dementsprechend: sie lässt fotogen eine weiße Taube fliegen, verteilt Rosen an ihre Gäste und widmet sich dann auch ihrem Bräutigam, der definitiv eine Nebenrolle spielt. Die Zeremonie in der Kirche sparen wir uns - auf geht’s nach Sedona.

Was für eine Landschaft: die roten Felsen sehen unglaublich aus. Im Visitor Center werden wir wieder prima beraten. Der Ranger fragt uns aus, was wir im letzten Jahr hier in den USA gemacht haben und wie unsere Planung für deines Jahr aussieht. Immer wieder hebt er anerkennend den Daumen - wir scheinen seinen Geschmack zu treffen.

Über die Verde Valley School Road fahren wir teils unbefestigt über Stock und Stein zu einem Trailhead und wandern dann über den Baldwin Trail zum Oak Creek. Klasse Landschaft! Die Grillen und Zikaden brüllen um die Wette - ein Höllenlärm! Als nächstes halten wir am Viewpoint und bestaunen den Belle Rock und den Courthouse Butte.

Jetzt ist es 14:30 Uhr und wir haben noch kein Quartier für die Nacht. Der Mann im Visitor Center hatte uns die Skyranch Lodge am Airport empfohlen. Dort hätte man eine tolle Aussicht. Also fahren wir hin. Die Sache mit der Aussicht stimmt. Leider haben die kein Zimmer mehr frei. So fahren wir zurück und fragen im La Vista Motel nach. Das hatte Bärbel uns empfohlen und wir hatten gestern schon telefoniert. Wir haben Glück und können noch aus zwei Zimmern aussuchen. Wir nehmen das größere mit einem Kingsize-Bett, einem zweiten Raum und Terrasse. Das andere hatte nur ein Queensize-Bett und war uns zu klein.

Nachdem die Koffer ausgeladen sind machen wir uns gleich wieder auf zum Slide Rock State Park, wo man im Fluss über Steine rutschen kann. Wir haben keine Badesachen dabei und das Wasser wäre uns auch zu kalt. Für die vielen Familien hier ist das aber ein großer Spass und wir schauen uns das bunte Treiben gerne an.

Den fantastischen Red Rock Scenic Drive sind wir heute gleich 3 Mal gefahren: 2 Mal in nördlicher und ein mal in südlicher Richtung.Wir mussten nämlich noch tanken und haben das notwendige mit dem angenehmen verbunden: fehlende Viewpoints holen wir im Abendlicht nach. Dazu gehört auch die Chapel of the holy cross. Das ist eine moderne, in den Fels hineingearbeitete Kapelle.

Um 17:30 Uhr erreichen wir das Künstlerviertel Tlaquepaque mit über 45 Galerien, Shops und Restaurants. Viele Läden haben bereits geschlossen, dafür ist das Ambiente hier aber dennoch schön und wir sehen die zweite Hochzeit des Tages, wieder mit allem Gedöns und dem Auftritt der Braut.

Gegen 19:00 Uhr stellen wir den Wagen vor unserem Zimmer ab und ziehen zu Fuß los. Kurz schlendern wir an den Geschäften vorbei und kehren dann im „Open Range“ ein. Da wir den ganzen Tag außer Obst, Crackern & co. noch kein richtiges Essen hatten, kommen Bisonburger und Cheeseburger gerade recht. Saftig und sehr lecker! Um 20:00 Uhr sind wir wieder im Zimmer, erledigen unsere täglichen Aufgaben und genießen ein Gläschen Rotwein auf der Terrasse.

Tagesetappe: 380 km
Übernachtung: La Vista Motel, Sedona, AZ

Szenenwechsel: vom Wasser in die Wüste

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Foto: Joshua Tree NP

Der Scenic Drive fällt aus wegen Nebel. Kurz nach 08:00 Uhr starten wir Richtung Los Angeles. Der Weg führt uns auf dem Highway #1 (der hier #101 heißt) zunächst noch an der Küsten entlang. Trotz des Nebels, der hier an der Westküste zum täglichen „Morgenprogramm“ zu gehören scheint, sehen wir den Pazifik und viele Vögel, darunter Pelikane, die ihre Kreise ziehen.

Bald erreichen wir den Ballungsraum von Los Angeles. Der Verkehr wird immer dichter und Gabi nervöser, zudem neigt sich der Tankinhalt dem Ende. Es hilft alles nichts: nächste Ausfahrt raus - noch sind wir nicht im verkehrsreichsten Bezirk. Schnell ist eine Tank gefunden. Sprit für den Wagen, Coffee 2 go für die Fahrer. Ab hier übernimmt Jürgen. Sie viele Autos und Fahrspuren (neben-, über- und untereinander), dazu der Berufsverkehr - wir freuen uns schon auf die Wüste! Die Ausfahrten nach Santa Minima und zum Hollywood Blvd. etc. lassen wir liegen und um halb eins erreichen wir Yucca Valley und das vorgebuchte Super 8. Kurz die Koffer aufs Zimmer, mit Andrea telefoniert und dann geskypt und schon geht es weiter: in den Joshua Tree NP - hurra, es geht wieder los mit den Nationalparks!

Der Ranger im Viktor Center salutiert, als wir hereinkommen und berät uns superfreundlich und ausführlich. Wie schon so oft bestätigt er, dass unsere Vorübergegangen zutreffend waren. Wir kaufen unseren Annual Pass, den nun wieder für ein Jahr in allen NP Amerikas gilt. Ausgestattet mit den aktuellen Karten und Informationen nehmen wir sodann unseren Parkbesuch in Angriff. Gut, dass wir uns im Motel noch eingecremt haben - hier ist es superheiß und ohne regelmäßiges Wasser trinken geht gar nichts. Das Thermometer zeigte über 100 Grad Fahrenheit - das sind über 40 Grad Celsius: lecker warm!

Schon die ersten Meilen im Joshua Tree NP begeistern uns. Das Gefühl des letzten Jahres, die Natur hier auf eigene Faust erkunden zu können stellt sich wieder ein. Noch bevor wir den ersten planmäßigen Wanderweg erreichen sehn wir einen Trailhead und raus sind wir aus dem Wagen. „Banana Cracker Trail“ heißt es hier - ein Pfad für Kletterer führt mitten zwischen den Joshua Trees in die Wüste. Große Felsbrocken türmen sich hier auf und im Nu ist uns gar nicht mehr so klar, wo unser Auto steht. Super - aber im Grund kein Problem, denn so ganz orientierungsdoof sind wir ja auch nicht. Nach ein parr Kurven haben wir das Auto wieder; ein spannender Beginn …

Der Hidden Valley Trail ist ein Rundwanderweg von einer Meile. Er führt durch die massiven Felsblöcke durch ein ehemaliges Versteck der Viehdiebe - daher der Name. Es macht viel Spaß, hier über Stock und Stein zu steigen; der Fotoapparat klickt regelmäßig. Warm ist es und anstrengend. Gut, dass wir genügend Wasser haben.

Auto versetzen: „Cap Trail“ in Angriff nehmen. Die Felstürme sehen z.T. so auf, als hätten sie eine Kappe auf. Mit dem Wagen geht es dann ein ganzes Stück weiter in die Wüste und auf die höchste Erhebung hinauf: „Keys View“ eröffnet den Blick aus 1.750 m Höhe auf die St. Andreas Verwerfung, die Wüste und um Horizont: Palm Springs. Vor aggressiven Bienen wird hier gewarnt - die sind aber glücklicherweise gerade unterwegs.

Einige Meilen weiter starten wir auf den Trail zum Barker Dam. Dieser wurde um 1900 gebaut, um Wasser für das Vieh und die Bergwerke (Goldschürfer waren hier auch) zu stauen. Es ist heute ein kleines Wasserreservoir, an dem oft Vögel und „Big Horns“ zu sehen sind. Bei dem Gekrabbel über Stock und Stein müssen wir ständig schauen, wohin wir treten und greifen. Vor (Klapper-)Schlangen und anderem giftigen Viehzeugs wird gewarnt. „Petroglyphs“ sehen wir; das sind jahrhundertealte Wandmalereien von Indianern. Nach einer Meile sind wir wieder am Auto.

Nun steht die Sonne schon recht tief. Wir müssen Richtung Süden rund 30 Meilen bis zum Cholla Cactus Garden. Dazu nehmen wir eine Abkürzung: unser erstes Stück über unbefestigte Piste zeigt, was in unserem SUV steckt. Der sieht hinterher aber aus wie gepudert. Die Staubwolke hinter uns hättet ihr mal sehen sollen! Der Trail am Cholla Cactus Garden ist nur 400 m lang, führt uns aber durch eine wiederum ganz andere Landschaft. Im Joshua Tree NP treffen 2 Wüsten aufeinander: die Mojave-Wüste und die Colorado-Wüste. Hier stehen tausende von „Dumping cholla“ einer Kaktusart, die sich gerne an die Besucher „dranhängt“. Der Trail schlängelt sich eng durch die Kakteen, wir passen aber gut auf und können uns vor feindlichen Angriffen schützen.

Zügig fahren wir wieder Richtung Norden; die Sonne geht unter. Im letzen Tageslicht machen wir noch ein tolles Fotoshooting in den „Skull Rocks“ am gleichnamigen Trail. Der knackeblaue Himmel, die sandsteinfarbenen Formationen und das Wüstenambiente sind im tiefstehenden Sonnenlicht atemberaubend.

Selbst auf den letzten Meilen zum Parkausgang halten wir immer wieder an, um die Joshua Trees im Sonnenuntergang zu fotografieren. Nach Essen gehen ist uns nun nicht mehr, wir sind einfach kaputt. So halten wir an der Pizzabude „Pie 4 the people“ und ich ordere eine 16-Zoll-Pizza (das ist die kleinste Größe) mit Peperoni, Mushrooms, Mozzarella und Jalapenos. Echt sehenswert, wie die neiden Jungs durch die Küche wirbeln und den Pizzateig über die Köpfe werfen. Das geht in Neapel nicht spektakulärer. Die beiden haben Spass und so macht es auch nichts, wenn mal eine Pizza fliegen lernt …

Im Motel genießen wir unser wohlverdientes Dinner mit Wein. Ich kümmere mich noch um die Fotos und die Sicherung, später skypen wir noch mit Vater und Mutter. Zu mehr reicht die Kraft nicht mehr, dieser Tagebucheintrag muss in Scottsdale verfasst werden.

Tagesetappe: 512 km
Übernachtung: Motel 8, Yucca Valley, CA

Hinweis

Tja, eigentlich müsst ihr nur die Einräge lesen. Aber es gibt auch einige Besonderheiten:

Unten in dieser Seitenleiste findet ihr einige Stichworte und Daten, die euch helfen, bestimmte Beiträge schneller wieder zu finden.
Insbesondere sind die älteren Beiträge im "Archiv" zu finden - sie sind unter den Datumsangaben wochenweise abgelegt!

Viel Spaß - alles erklärt sich eigentlich von selbst!